Aus gegebenem Anlass erzähle ich euch von den ca. 42 Stunden, die ich im Schlaflabor in Idar-Oberstein verbracht habe.
Vordergründig sollte der Verdacht auf Narkolepsie ausgeschlossen werden, daher waren zwei Nächte nötig.
Ich sollte mich um 19 Uhr auf der Station einfinden. Es erfolgte ein kurzes Aufnahmegespräch, in dem ich auch nach meinen Beschwerden gefragt wurde. Dann bekam ich noch etwas zu Essen (ich hatte mittags telefonisch darum gebeten, mir etwas aufzuheben) und hatte noch etwas Zeit, um mich noch etwas ängstlich, ausgeliefert und einsam zu fühlen. Aus meinen vertrauten, schützenden vier Wänden herausgerissen, ohne Bezugsperson allein irgendwo in einem fremden Bett zu schlafen, war eine blanke Horrorvorstellung für mich (blöde Depression!!).
Die Nachtschwester, die um viertel nach 9 kam, war aber eine ganz liebe Person, deren Ausstrahlung mir etwas Geborgenheit vermittelte.
Um 22 Uhr wurde ich dann "verkabelt". Auf dem Oberkopf, an der Stirn und hinter den Ohren wurden Elektroden angebracht, die das EEG anzeigten.
Weitere am Kinn, die fürs Zähneknirschen zuständig waren.
Oberhalb der Fußknöchel wegen "Restless Legs". Dann noch 2 Gurte über Brust und Bauch fürs EKG.
Dann kam noch ein Mikrofon, das Schnarchen und im-Schlaf-Reden erfasste, dazu und der Nasenschlauch wegen der Atmung. Nicht zu vergessen die Klemme am Finger.
In der ersten Nacht schlief ich erstaunlich schnell ein. Ich wurde zwar mehrmals wach, fragte mich, wo ich bin und war wieder "weg", aber ich schlief.
Die Gerätschaften in meinem Zimmer machten keinen Mucks, summten nicht, alles war still.
Morgens um 6 wurde ich "abgestöpselt", dann durfte ich weiterschlafen bis das Frühstück kam. Konnte ich aber nicht mehr, also bewegte ich mich aus dem Bett, als das Frühstück kam.
Am Vormittag wurden zwei Testungen durchgeführt. Hierzu wurde das Zimmer eine halbe Stunde verdunkelt, ich an die Apparate angeschlossen und sollte einen Einschlafversuch starten. Konnte ich natürlich nicht, obwohl ich müde und völlig matt in der Birne war.
Diese Schlaftests werden über den Tag verteilt 5x durchgeführt, ich hatte nach dem 4. Feierabend.
Ein Gespräch mit der Ärztin war noch fällig und mehrere Fragebögen. Darin ging es um mein Allgemeinbefinden, Gemütszustände, Schlafgewohnheiten und -probleme, und ich musste mein Einverständnis zur Entnahme einer DNA-Probe abgeben. Dazu später mehr. Und Blut wurde mir abgezapft, um ein großes Blutbild zu erstellen etc.
Danach kam was "Tolles": Ein Konzentrationstest am Computer. Hierzu starrte ich auf den schwarzen Bildschirm, ein Punkt hüpfte in gleichmäßigen Abständen im Kreis. Manchmal hüpfte er etwas weiter (in der Testbeschreibung stand: Ein Doppelsprung! Na sowas^^) und dann musste ich Knöpfchen drücken.
Ein Testlauf, okay, langweilig, aber machbar. Dann stand da vor dem Start was von 33 Minuten... ich sah die Ärztin an: Das ist doch nicht ernst gemeint, oder?? Sie: Doch, doch! Legen Sie mal los.
Die Minuten vergingen, ich klebte beinahe mit dem Gesicht am Bildschirm, um den Punkt beim Doppelsprung zu erwischen. Mein Kopf wurde schwer, also Ellbogen naben die Tastatur, Kopf auf den Arm gestützt, weiter. Ich wurde müüüde, ganz müüüde.. Ich fühlte mich irgendwie so... *KLICK!*
Jedenfalls konnte ich irgendwann nicht mehr hinsehen, die Hüpfabstände waren für mich auch nicht mehr zu unterscheiden, also klingelte ich und brach das Experiment vorzeitig ab. Ich musste sowieso dringend Pipi.
Zwischendurch vertrat ich mir die Beine, ging eine Zigarette rauchen und bot einen reichlich merkwürdigen Anblick.
Um heil in meinen Kapuzenpulli und auch wieder rauszukommen, ohne das die Kabel ziepten, zog ich ein breites Haarband über die Elektroden. Es bestand aus einem Stoffschlauch mit Tarnmuster. Da ich ja meistens schwarz trage (auch zuhause), wanderte ich wie eine schwarze Kampf-Laborratte mit meinen Kabeln durch die Gegend, die Kabelenden vorne in die Schlupftasche meines Pullis gesteckt.
Ein Arzt fragte mich amüsiert, was ich denn vorhabe. Ich grinste: Ich versuche, Kontakt zu Außerirdischen herzustellen!
Nach dem Abendessen bedauerte ich, mir nichts davon aufgehoben zu haben. Also schnorrte ich mir noch eine Kleinigkeit und bekam einen Pudding und Brot mit süßem Aufstrich

In dieser Nacht konnte ich nicht einschlafen, obwohl ich ziemlich matischig im Kopf war und schlagskaputt. Ich las, bis die Buchstaben vor meinen Augen tanzten, aber ich lag noch lange wach. Dafür schlief ich nach dem Kabelabklemmen nochmal ein bis zum Frühstück. Tatsächlich schwang ich direkt die Haxen aus dem Bett, um zu essen.
Ich staunte über meine Anpassungsfähigkeit. (!!!)
Man hatte mir vorsorglich eine Tasse Kaffee mehr bestellt. Ich aß mit Appetit, auch mittags, obwohl ich sonst nur frühstücke und abends was Warmes esse.
Ich hatte noch ein Gespräch mit der Ärztin, dann wurde es ernst. Ich bekam Nervenwasser entnommen. Ja, aus dem Rücken, wie bei einer Spinalanästhesie, nur bekommt man da was rein...
Ich machte mich vorher nicht verrückt, das hätte mir die Sache nicht erleichtert. Aber als es soweit war, wurde ich doch etwas nervös.
Es stimmte, was die Ärztin sagte: Das Einsprühen mit dem Desinfektionsmittel war das Unangenehmste. Es war kalt und kitzelte. Die Hohlnadel, die eingeführt wurde, piekste kurz, dann verspürte ich nur einen komischen Druck. Einmal Luft anhalten, ausatmen, fertig.
Ich wollte natürlich sehen, was da aus mir herauskam. Man zeigte mir ein Röhrchen mit einer klaren, farblosen Flüssigkeit. Noch einmal Aderlass, danach durfte ich den Rest meines Lebenssaftes für mich behalten.
Anschließend musste ich viel trinken und 2 Stunden auf dem Rücken liegen. Ich trank alle 20 Minuten ein Glas Saftschorle. Es kann nämlich sein, dass man sonst Kopfschmerzen bekommt. Hatte ich nicht. Die 2 Tassen Kaffee morgens waren gut, denn auch Kaffee kann vor einer Lumbalpunktion den anschließenden Kopfschmerzen entgegenwirken.
Ich bekam noch ein Mittagessen, danach konnte ich meine Sachen packen.
Die Erfahrung, die ich gemacht habe, war durchaus positiv, auch in Sachen SELBST-Erfahrung bin ich ein klein wenig stolz auf mich.
Nur eins ist jetzt unangenehm:--> Häufig kommen auch vorübergehende Schmerzen über der Punktionsstelle und ausstrahlende Schmerzen im Bereich des Gesäßes und der Hüfte vor. <-- Wikipedia Es tut jetzt weh!! Ist aber auszuhalten. Ich kenne das ja schon, wenn mir der Ischiasnerv durch den Hintern zieht.
Jedenfalls ist alles nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt. Klar, schön ist das alles nicht. Ich bin froh, wieder daheim zu sein

Liebe Grüße,
Turbo