Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Nur Mut, es gibt keine dummen Fragen.
sillyconcarne
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Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Fr 19. Feb 2016, 12:05

Hallo liebe Foris,

ich bin 34 Jahre alt und beziehe unbefristete volle EM-Rente. Ich hatte bislang Minijobs, um den Anschluss an das Arbeitsleben nicht völlig zu verlieren, nun gibt es in der Nähe ein super Jobangebot, auf das ich mich gerne bewerben würde - allerdings wären das dann 25 Stunden pro Woche. Ich habe mit meiner Ärztin gesprochen, die findet es grundsätzlich für mich zu früh und zu viel (letztes Jahr war ich mit 12 Stunden (in einem blöden Job) überfordert), stimmt mir aber zu, dass es auch eine Chance für mich sein könnte und die Stelle wie die Faust aufs Auge für mich passt.

Was sie mir leider nicht beantworten konnte und was ich auch nicht so richtig über eine Internetrecherche herausbekomme: sollte ich nun die Stelle bekommen, die Rente aufgeben und dann feststellen, dass ich es nicht bewältige, kann ich dann die EM-Rente zurückbeantragen? Oder müsste ich erst wieder soundso lange Beitragszeiten ableisten, bevor ich einen erneuten Anspruch habe? (Sprich, sind meine Beitragszeiten von vor dieser EM-Rente sozusagen verwirkt?)

Gibt es für EM-Rentner, die zurück in die Arbeitswelt wollen, eigentlich eine Entsprechung zum Hamburger Modell?

Und zu guter letzt: ich habe einen GdB von 30. Für die Stelle werden qualifizierte Bewerber mit einer Schwerbehinderung bevorzugt. Kann ich mich da auch gleichstellen lassen? Ich finde im Internet nur die Variante, dass man sich innerhalb eines Jobs gleichstellen lässt, damit man diese Stelle nicht verliert. Geht das auch, damit man eine Stelle überhaupt erst bekommt?

Danke schon mal,
Silly

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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von Evkuda » Fr 19. Feb 2016, 12:47

Hallo Silly,

ich kann Dir nur die Frage zur Gleichstellung beantworten. Meines Wissens nach werden auch Menschen gleichgestellt, die durch diese Gleichstellung bessere Chancen auf ein Arbeitsangebot haben und genau dies wäre bei Dir der Fall.

Du solltest die Gleichstellung schnellstmöglich bei der Arbeitsagentur beantragen, dann kannst Du schon bei der Bewerbung sagen, dass Du diese beantragt hast und ich bin mir ziemlich sicher, dass Du sie dann auch bekommst, denn was kann es für die Arbeitsagentur besseres geben, als mit Gleichstellung in Arbeit zu bringen.

Liebe Grüße
Evkuda

Zu Deinen anderen Fragen kann ich leider nichts sagen und natürlich, herzlich Willkommen im Forum :umarm:

Anja12
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von Anja12 » Fr 19. Feb 2016, 13:15

Hallo Silly,

eine volle Erwerbsminderung liegt vor, wenn Du wegen Krankheit oder Behinderung unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes auf nicht absehbare Zeit nur noch weniger als 3 Stunden täglich im Rahmen einer 5-Tage-Woche erwerbstätig sein kannst.

Wenn Du voll erwerbsgemindert bist und trotz deiner Leistungseinschränkungen mehr als 450,00 Euro monatlich verdienst, wird deine Rente nicht mehr in voller Höhe oder eventuell gar nicht mehr gezahlt. Bitte informiere dich sich schon vor Aufnahme eines Jobs über deine individuellen Hinzuverdienstmöglichkeiten.
Fällt die Erwerbsminderungsrente weg, muss bei erneutem Leistungsfall alles wieder neu beantragt werden!!!!

Viele Grüße

Anja

sillyconcarne
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Fr 19. Feb 2016, 13:48

Hallo,

danke schon mal an euch zwei! :cool:

@Evkuda: Habe mir den Antrag auf Gleichstellung runtergeladen, der passt leider so gar nicht auf meine Situation, weil von einer (grundsätzlichen) Arbeistfähigkeit ausgegangen wird und ich bin eigentlich gutachterlich festgestellt nicht arbeitsfähig... Jetzt höre ich von jemandem, dass man den Antrag nur stellen kann, wenn man mindestens 18 Stunden am Tag arbeiten kann. :confused:

@Anja: Mir ist klar, dass ich die Rente für den Job aufgeben würde. Die Frage ist, KANN ich die im Falle eines Scheiterns neu beantragen? Ich habe keine Ahnung, ob ich den Anforderungen einer 25-Stunden-Woche gewachsen bin. Realistisch gesehen wahrscheinlich nicht, da ich durch meine psychischen Erkrankungen doch erhebliche Einschränkungen im Alltag habe. Allerdings habe ich auch nicht vor, bis zur Altersrente EM-Rente zu beziehen und als ich diese Stellenanzeige gesehen habe... Das ist mein absoluter Traumjob und ich würde das sooooo gerne machen. Es könnte letztlich auch passieren, dass ich dadurch so viel Auftrieb bekomme, dass sich meine Beschwerden sogar verringern. Vielleicht würde auch alles nur noch schlimmer, aber das lässt sich eben nicht vorhersagen.

Lg, Silly

Anja12
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von Anja12 » Fr 19. Feb 2016, 15:16

Hallo,

natürlich kannst Du den Antrag wieder stellen.
Mutest Du Dir nicht einfach zu viel zu?
Natürlich ist es schön seinen "Traumjob" zu finden.
Kannst Du nicht erst mal auf 450,-- € Basis dort arbeiten?


Alles Gute für dich.

Viele Grüße

Anja

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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von agnes » Fr 19. Feb 2016, 22:58

Hallo silly :smile:

Ich finde es sehr lobenswert, dass du den Mut und Willen hast, dich der Aufgabe einen Jobversuch zu starten.

Wenn ich es richtig bis dato verstanden habe, dann kann jeder über den rentenunschädlichen Hinzuverdienst in Höhe von derzeit 450 € auch mehr verdienen, allerdings dann nicht rentenunschädlich, sondern er büßt einen Teil der Rente dann ein.

Du könntest demnach deine derzeitige Vollrente auch als eine Teilrente in Anspruch nehmen und den Rentenbetrag dahingehend reduzieren lassen.

Sollte der Versuch mit dem Job leider doch nicht funktionieren, erneut auf den zuvor erstellten Bescheid versuchen hinzuweisen und wieder in die Vollrente wechseln.

Allerdings, und das sollte dir selbstredend bewusst sein, könnte die DRV grundsätzlich eine Überprüfung deines Gesundheitszustands gutachterlich in Auftrag geben, wenn sie der Meinung ist, dass der vorherige unbefristete Bescheid aktuell nicht mehr gerechtfertigt wäre.

Eine Art "Wiedereingliederungsversuch", so wie man es nach dem Prinzip des Hamburger Modells kennt, gibt es meines Wissens nicht, obwohl es sicher eine gute Option wäre, den Wiedereinstieg erproben zu können, ohne gleich alle zuvor anerkannten Anspruchsvoraussetzungen zu verwirken.

Wenn es dir wirklich wichtig und ernst mit diesem Arbeitsversuch ist, dann könntest du dich explizit vorab über deine Möglichkeiten des "Versuchs" wenigstens teilweise zurück in den Job zu kehren, mit einem unabhängigen Rentenberater besprechen.
Dieser sollte dir möglichst alle Pro und Contras die dich dabei erwarten aufzeigen und dir deine Entscheidung damit erleichtern.

Ich kann dich wirklich gut verstehen, denn auch wenn man zuvor womöglich einen langen Kampf ausgefochten hat, um die Rente anerkannt zu bekommen, so bleibt der Wunsch und die Hoffnung darauf irgendwann wieder ein normales Leben auch mit/im Arbeitsprozess führen zu können bei ganz vielen von uns bestehen.

Mir ging das ganz ganz viele Jahre auch so und es hat einige Jahre gebraucht bis ich es selber eingesehen habe, dass es nur Wunschdenken bleiben kann und wird.

Nein, heute nach elf Jahren Rentendasein würde ich es mir nicht mehr zutrauen, da ich weder gesünder (leider wie zu erwarten eher umgekehrt) noch jünger geworden bin, habe schließlich jetzt auch nicht mehr so lange hin bis zur Altersrente.

In deinem Alter habe ich allerdings für dich vollstes Verständnis, dass du es versuchen möchtest.

Wie gesagt, du hast meine volle Hochachtung, alleine für deinen Wunsch nach Berufstätigkeit und den Gedanken es auch versuchen zu wollen. :amen:

Ich wünsche dir, dass du (Experten)Antworten auf deine Fragen bekommen wirst, die du möglichst beruhigt umsetzen kannst, ohne am Ende Nachteile zu erlangen.

Alles Gute und viel Erfolg, sollte es soweit kommen :ic_up: :ic_up: agnes
Der Dumme spricht, ohne vorher zu denken.
Der Kluge denkt, bevor er spricht.
Aber nur der Weise weiß, wann er besser schweigen sollte.
(Günter Leitenbauer)

Ich gebe mit meinen Beiträgen lediglich meine persönlichen Erfahrungen weiter. Sie gelten nicht als Rechtsberatung.

Hier geht es zu meinem alten Thread: viewtopic.php?f=6&t=5468

sillyconcarne
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Sa 20. Feb 2016, 16:51

Hallo,

@Anja: Es ist ein sehr kleiner Betrieb mit wenigen Mitarbeitern, Aushilfen sind dort nicht beschäftigt. Daher denke ich nicht, dass es möglich wäre, auf Minijobbasis dort anzufangen.

@Agnes: Danke für deine Worte. Es kann sein, dass es lediglich Wunschdenken ist. Meine Behandler arbeiten seit Jahren erfolglos daran, mir "Akzeptanz" beizubringen. :icon_e_wink: Ich hätte halt gerne ein "normales" Leben, gerne auch inklusive abends aufregen über den Chef... Für das Selbstwertgefühl wäre es schön, wenn ich auf die Frage "Und was machst du so?" antworten könnte "Ich arbeite jetzt bei xy". Und es würde natürlich Struktur in meinen Alltag bringen. Andererseits wäre ich täglich inklusive Anfahrtszeiten insgesamt sechs Stunden auf Achse. Das macht mir ganz schön Angst.
agnes hat geschrieben:könnte die DRV grundsätzlich eine Überprüfung deines Gesundheitszustands gutachterlich in Auftrag geben
Ja, das ist mir klar. Andererseits könnten sie das jetzt auch jederzeit - unbefristete EM-Rente heißt ja nicht, dass man sie auch wirklich für immer bekommt. Ich denke mir in meiner grenzenlosen Naivität, dass ich in dem Fall aber gute Argumente hätte. Immerhin hätte ich mich dann ernsthaft bemüht, den Krankenstand zu verlassen. Schade, dass es anscheinend nicht so viele Hilfen für EM-Rentner gibt, wieder in das Berufsleben einzusteigen. Ich möchte für meinen Versuch nur nicht bestraft werden, denn von dem Ausbildungsgehalt meines Mannes allein können wir nicht leben. Dass es dann vermutlich erstmal wieder befristet wäre, würde ich in Kauf nehmen.

Wegen der Gleichstellung rufe ich glaube ich Montag mal beim Jobcenter an, ich habe auf deren Homepage eine Nummer gefunden. Und die Institutsambulanz, wo ich in Behandlung bin, hat eine Sozialarbeiterin, vielleicht kann ich kurzfristig bei der einen Termin bekommen. Hätte ich Schwerbehindertenstatus, hätte ich echte Chancen, den Job zu kriegen.

LG, Silly

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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Mo 22. Feb 2016, 22:13

Hallo,

ich habe heute beim Arbeitsamt angerufen, kurz meine Situation geschildert und nach der Gleichstellung gefragt. Erste Antwort: ja klar, ist kein Problem. Ich habe dann noch einmal darauf hingewiesen, dass ich weder arbeitslos noch arbeitssuchend gemeldet bin, sondern EM-Rente beziehe und habe ihr die Kriterien vorgelesen (die eben nicht auf mich passen). Daraufhin war sich die Dame dann überhaupt nicht mehr sicher und konnte auch nach mehrminütiger Suche keine Antwort finden.
Nachmittags bekam ich dann einen Rückruf. Fazit: Nein, EM-Rentner können nicht gleichgestellt werden, da man dafür dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen muss und da ich das nicht tue, isses damit auch nix. Das Gleiche gilt für die Zusicherung einer Gleichstellung. Eine Ausnahme gibt es aber: wenn ein konkretes Jobangebot vorliegt und der Arbeitgeber die Einstellung von einer Gleichstellung abhängig macht, ist es "ein Selbstläufer" (Zitat). Dazu muss der AG das formlos in einem Zweizeiler bestätigen. Die Stundenzahl muss über 18 Stunden pro Woche liegen.

Zur EM-Rente bin ich nicht so recht weitergekommen. Die Sozialarbeiterin in der Klinik wusste es auch nicht, da sie so einen Fall noch nie hatte. Sie hat mir eine Telefonnummer gegeben. Ich denke, ich schicke erst einmal die Bewerbung ab und schaue, ob überhaupt was danach kommt. Wenn ich abgelehnt werde, ist es eh nicht so eilig. Und wenn ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ergattere, kann ich das immer noch klären...

LG, Silly

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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von Doppeloma » Di 23. Feb 2016, 01:20

Hallo Silly, :umarm:

soweit ich bis hierher die Beiträge mal "überflogen" habe, muss ich wohl allen Anmerkungen zustimmen die sich besonders darauf beziehen, dass man nicht ohne triftigen Grund eine volle EM-Rente ohne Befristung bewilligt bekommt und ich frage mich ernsthaft (wie Einige andere User offenbar auch schon) was dich dazu treibt, diese Volle EM-Rente in Gefahr bringen zu wollen, mal ganz unabhängig von deinem Lebensalter.

Ich kann also schon verstehen, dass eine Berentung auf Dauer wegen gesundheitlicher Probleme da nicht das sein wird und kann was man sich mal für sein eigenes junges Leben vorgestellt hat, aber deine Absicht (entgegen der Feststellungen von Ärzten und der DRV) nun beweisen zu wollen, dass es trotzdem geht / gehen soll, weil du das so erzwingen willst ... kann ich nur teilweise nachvollziehen. :Gruebeln:

Warum nimmst du (wenigstens zunächst) keinen Minijob (bis 450 Euro im Monat) auf und verdienst das dazu was dir auch MIT der Rente möglich und erlaubt ist, da wird sich doch schnell herausstellen, ob da überhaupt auch intensiver / länger (Teilzeit / Vollzeit) eine Option sein kann. :confused: :confused: :confused:
ich habe heute beim Arbeitsamt angerufen, kurz meine Situation geschildert und nach der Gleichstellung gefragt. Erste Antwort: ja klar, ist kein Problem. Ich habe dann noch einmal darauf hingewiesen, dass ich weder arbeitslos noch arbeitssuchend gemeldet bin, sondern EM-Rente beziehe und habe ihr die Kriterien vorgelesen (die eben nicht auf mich passen). Daraufhin war sich die Dame dann überhaupt nicht mehr sicher und konnte auch nach mehrminütiger Suche keine Antwort finden.
Bereits diese Reaktion sollte dir doch klar aufzeigen, dass es KEIN üblicher Weg ist, wenn Jemand aus voller EM-Rente die Absicht hat gleichgestellt zu werden, da hätte ich dir auch drauf geantwortet, dass es nicht möglich ist und dazu kannst du sogar hier im Forum umfangreiche Informationen finden, unter welchen Bedingungen eine Gleichstellung von der AfA erteilt wird ...

Ich hatte selbst die Gleichstellung mit einem Schwerbehinderten, aber ich hatte eben auch noch einen festen Job, wo die Herstellung des stärkeren Kündigungsschutzes (denn mehr ergibt sich daraus nicht) auch einen Sinn ergeben hat für MICH, nicht unbedingt für meinen AG ... :teufel:

viewtopic.php?f=3&t=1277
Nachmittags bekam ich dann einen Rückruf. Fazit: Nein, EM-Rentner können nicht gleichgestellt werden, da man dafür dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen muss und da ich das nicht tue, isses damit auch nix. Das Gleiche gilt für die Zusicherung einer Gleichstellung. Eine Ausnahme gibt es aber: wenn ein konkretes Jobangebot vorliegt und der Arbeitgeber die Einstellung von einer Gleichstellung abhängig macht, ist es "ein Selbstläufer" (Zitat). Dazu muss der AG das formlos in einem Zweizeiler bestätigen. Die Stundenzahl muss über 18 Stunden pro Woche liegen.
Weiß denn der potenzielle AG auch schon davon, dass du eine volle EM-Rente OHNE Befristung beziehst, ich denke mal dann hat sich da auch eine solche Bescheinigung schnell erledigt, weil du ab 15 Wochenstunden bereits in den Teilzeit-Bereich kommst, was die zulässige Arbeitszeit bei voller EM-Rente ist (weniger als 3 Stunden täglich, also UNTER 15 Wochenstunden), da sehe ich also auch noch keinen "Selbstläufer", die Gleichstellung betreffend.

Dass man dazu (bei der AfA) nicht genau Bescheid wusste ist für mich nicht besonders überraschend, das dürfte wohl wirklich ein SEHR seltener Ausnahmefall sein, dass Jemand aus einer vollen EM-Rente heraus die Gleichstellung beantragen will. :Gruebeln:

Das gab es hier bei uns im Forum auch noch nicht in den ganzen Jahren, es gab auch noch keinen User, der nach Erhalt des EM-Rentenbescheides das Bedürfnis (und die gesundheitliche Kraft) gehabt hätte, das wieder in Gefahr zu bringen mit Aufnahme einer Teilzeitbeschäftigung, kleine EM-Renten haben viele User hier aber für die meisten ist schon ein Minijob gesundheitlich undenkbar, obwohl man das zusätzliche Geld gut gebrauchen könnte. :traurig:
Zur EM-Rente bin ich nicht so recht weitergekommen. Die Sozialarbeiterin in der Klinik wusste es auch nicht, da sie so einen Fall noch nie hatte. Sie hat mir eine Telefonnummer gegeben. Ich denke, ich schicke erst einmal die Bewerbung ab und schaue, ob überhaupt was danach kommt. Wenn ich abgelehnt werde, ist es eh nicht so eilig. Und wenn ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ergattere, kann ich das immer noch klären...
Im Prinzip ist es doch ganz einfach und wurde dir auch schon recht gut erklärt ...

Niemand hindert dich eine Arbeit aufzunehmen, die über dem Bereich Minijob liegt und ein höheres Einkommen ermöglicht, du bist (lt. Rentenbescheid) verpflichtet JEDE Tätigkeit und das Einkommen dabei an die DRV zu melden, die DRV wird das dann entsprechend zu berechnen / zu prüfen wissen und bei zu hohem Zuverdienst den Betrag deiner EM-Rente kürzen.

Bei zu vielen Arbeitsstunden (die sind auch nachzuweisen) wird auch die Erfordernis der vollen EM-Rente insgesamt überprüft, arbeitest du regelmäßig mehr als 3 Stunden täglich bekommst du mit viel Glück vielleicht noch die Teilweise EM-Rente weiter bewilligt und gezahlt und wenn da das (neu berechnete) Zuverdienst-Limit (und die regelmäßige Stundenzahl pro Woche) überschritten wird, entzieht man dir die EM-Rente komplett, weil sie nicht mehr notwendig ist aus Sicht der DRV und der gesetzlichen Regelungen.

Wer mindestens 6 Stunden täglich (oder mehr) arbeiten KANN der gilt NICHT mehr als Erwerbsgemindert sondern als VOLL Erwerbsfähig.
Der Bescheid wird aufgehoben (zumindest für die Zukunft) und die Rentenleistungen eingestellt.
Eventuell schon "überzahlte" Renten wirst du erstatten müssen, denn dein Einkommen wird natürlich auch rückwirkend noch überprüft auf Überschreitungen der Zuverdienst-Grenzen.

Es gibt für Voll-EM-Rentner auch keine "Wiedereingliederung" ähnlich dem Hamburger Modell, das ist ein Instrument der KK um Nach langer Krankheit (unter Fortzahlung des Krankengeldes) einen langsamen Wiedereinstieg bei einem bereits vorhandenen AG zu ermöglichen.
Von der DRV gibt es Ähnliches als LTA-Maßnahme nach einer medizinischen Reha aber das bezieht sich ALLES auf einen bereits vorhandenen Arbeitsplatz, es ist auch nicht anzunehmen, dass ein AG einen neuen Mitarbeiter in der Weise "langsam einarbeiten" möchte, weil er aus einer EM-Vollrente kommt ...

Oben hat es sich schon so gelesen als wäre der Job schon (fast) sicher, nun schreibst du, dass zunächst eine Bewerbung geschrieben wird und dir noch gar nicht bekannt ist, ob der AG dich überhaupt zum Vorstellungsgespräch einladen wird ... :Gruebeln:

Auch wenn in den Stellenangeboten oft was von "Wir stellen Schwerbehinderte oder Gleichgestellte bei gleicher Eignung bevorzugt ein" steht, solltest du nicht davon ausgehen, dass es letztlich auch so sein wird und zumindest sind damit am Arbeitsmarkt verfügbare (erwerbsfähige) Bewerber gemeint und keine EM-Vollrentner.

Solltest du diese Stelle tatsächlich bekommen, dann wird deine EM-Rente sehr schnell von der DRV eingestellt und wenn es dann doch nicht funktioniert, dann lebt die auch nicht wieder auf, dann musst du über eventuell Krankengeld / eventuell ALGI und einen neuen Antrag auf EM-Rente darauf hoffen, dass die DRV erneut für eine Berentung entscheidet.

Nicht nur damit beginnst du dann bei "NULL", auch deine EM-Rente kann dann bereits deutlich geringer ausfallen als jetzt, weil die dann ab der 2. Antragstellung komplett neu berechnet wird, es entfallen aber dann schon einige "Zurechnungsjahre" die aktuell noch enthalten sind und in der bisherigen Rentenzeit sind ja auch keine Beiträge mehr dazu gekommen, das kann dann ein "böses Erwachen" auf dem Rentenkonto geben, denn du bekommst keinen Bestandsschutz auf den aktuellen Rentenbetrag.

Das gilt nur wenn man nahtlos in die spätere Altersrente wechselt, dann darf der Betrag nicht geringer sein als die EM-Rente vorher war ...

Das sind nur meine Überlegungen dazu, letztlich ist es dein Leben und du bist selbst dafür verantwortlich was du damit noch machen wirst oder willst, Geld ist nicht das Wichtigste im Leben und Anerkennung, Bestätigung kann man auch in vielen Ehrenamtlichen Bereichen bekommen, wenn es das ist was du vermisst ...
Ich selbst habe meinen Arbeitsalltag bisher ( Volle EM seit 2013) noch nicht vermisst, aber ich bin auch schon (fast) 30 Jahre älter als du, mir ist schon klar, dass man da noch ganz anders darüber denkt, wäre mir vielleicht vor 30 Jahren genau so gegangen, da hätte ich auch noch kein Rentner sein wollen ... :koepfchen: :troesten:

Liebe Grüße von der Doppeloma :umarm:
Was mich nicht umbringt macht mich stärker!

sillyconcarne
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Di 23. Feb 2016, 21:02

Hallo liebe Doppeloma,

danke für deine Ausführungen. Meine Überlegungen sind zunächst mal alle theoretischer Natur: was wäre, wenn...? Es gibt lediglich eine Stellenanzeige in der Zeitung, die mich wahnsinnig anspricht. Und ich würde das wahnsinnig gerne arbeiten, was aber auch übersetzt bedeutet, ich möchte das wahnsinnig gerne arbeiten KÖNNEN.
Meine Erkrankung ist rein psychischer Natur und da kann man nie vorhersagen, was die Beschwerden bessern oder verschlimmern würde. Ich hatte bis letztes Jahr einen Minijob mit 12 Stunden pro Woche, der war aber von vornherein befristet. Das hat mich schon arg gefordert, aber es war eine körperlich anstrengende Arbeit für Doofe und sie hat mir nicht gefallen. Geschafft habe ich die aber, habe mich kein einziges Mal krankgemeldet. Diese Arbeit habe ich natürlich der DRV gemeldet und auch den Arbeitsvertrag eingereicht, woraufhin der Rentenanspruch überprüft wurde mit dem Ergebnis, dass es keinen Grund für eine Änderung der Bezüge gebe.

Ich bin 34 und seit sechs Jahren zu Hause. Allmählich nähert sich der Zeitpunkt, wo ich länger krank bin als ich gearbeitet habe. Und ich habe immer gern gearbeitet und hatte Spaß an meinem Beruf; ich bin so ein Fall, wo Leute sagen "Ich wusste immer, dass du DAS mal werden wirst". Es gab da aber auch Probleme, denen ich irgendwann nicht mehr gewachsen war, so dass die Arbeit nicht ganz unbeteiligt war an der Schwere meiner Erkrankung. Dieses Stellenangebot aus der Zeitung betrifft ein spezielles Nischengebiet aus meinem Berufsfeld, bei dem die problematischen Seiten komplett wegfallen. Deshalb ist es für mich ein absoluter Traumjob, besser bezahlt, bessere und festere Arbeitszeiten, kein wirtschaftlicher Druck, kein stundenlanges Stehen, keine Wochenendarbeiten. Selbst mit Bastelset könnte ich es mir nicht besser zusammenkleben. Weil es so attraktiv ist, wird es sicherlich eine ganze Menge Bewerber geben, weshalb ich mir jetzt nicht so ganz gewaltige Chancen ausrechne, insbesondere wegen der enormen Fehlzeiten. Da der Arbeitgeber die Stadt wäre, KÖNNTE es sein, dass ich mit einer Gleichstellung ein bisschen bessere Karten habe, wegen der Quote. Vielleicht ist das auch nur auf dem Papier so, da habe ich keine Erfahrungswerte.

Als es bei mir seinerzeit um die Beantragung einer EM-Rente ging, wurde mir gesagt, dass es ja nicht für immer sei und es mir aber Zeit verschaffen wüde, mich in Ruhe und ohne Behördensorgen um meine Gesundheit zu kümmern. Ich hatte immer angenommen, dass es soooo unüblich also nicht ist, dass man den Weg aus der Rente heraus zurück in das Berufsleben sucht. (Inzwischen weiß ich es besser.)
Um das Geld geht es mir nicht hauptsächlich. Es spielt deswegen eine Rolle, weil ich natürlich meinen Lebensunterhalt gesichert wissen will. Zusammen mit dem Gehalt meines Mannes können wir aber von der EM-Rente leben (große Sprünge können wir nicht machen, aber wir nagen auch nicht am Hungertuch). Danke für den Hinweis, dass bei einer zweiten Antragsstellung, sollte er positiv beschieden werden, der Betrag erheblich kleiner sein könnte; denn weniger als jetzt wäre auf jeden Fall problematisch.

In meiner grenzenlosen Naivität habe ich tatsächlich geglaubt, dass mein WIlle zu einem Arbeitsversuch von den Behörden mit Begeisterung aufgenommen werden würde, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich Traumtänzer male mir die Stelle vielleicht auch in allzu schillernden Farben aus und überschätze meine Kräfte bei weitem.
Ich bin jedenfalls maßlos verunsichert. Andererseits: ich denke, es wäre eine befriedigende Arbeit. Es gäbe meinem Alltag Struktur. Ich hätte eine Aufgabe, die mir liegt. Ich will nicht bis an mein Ende dieses Elendsleben leben. Und ich kann es auch nicht mehr hören, dass ich mir "Zeit geben" soll. :nein: Wie viel denn noch?

Keine Ahnung, was ich machen soll. Ich glaube, ich rufe doch morgen diesen unabhängigen Rentenberater an. :confused:

LG, Silly

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