Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Nur Mut, es gibt keine dummen Fragen.
sillyconcarne
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Mo 29. Feb 2016, 17:53

Hallo ihr,

die Sache ist ja die: jeder hat eine eigene Meinung, was ich tun und was ich lassen sollte.
Meine Psychiaterin z.B. meint, ich solle mich bewerben und wenn man mich zu einem Gespräch einlädt, sehen wir weiter; ansonsten soll ich aber eher weniger tun als jetzt und mich lieber schonen.
Mein Therapeut hofft, dass ich die Stelle bekomme. Er denkt, dass ich mehr tun sollte als jetzt und mich mehr fordern.
Meine Eltern verstehen ebenso wie meine Freunde gar nicht, warum ich überhaupt erst noch nachdenken muss; Bedenken werden weggewischt.
Eine Mitpatientin findet sowieso, dass mein Heil in der Arbeit liegt, ich - egal was - arbeiten gehen sollte und als Ausgleich nicht mehr zu meiner Psychiaterin und meinem Psychotherapeuten, die sowieso nicht gut für mich seien.
Eine andere Mitpatientin findet, wenn ich Bedenken habe, ist das ein Zeichen und ich sollte mich nicht bewerben.
Ihr findet, ich sollte die Rente nicht aufs Spiel setzen.

Nun ist es ja ganz egal, was ich entscheide, einige sind am Ende beleidigt und sagen, warum fragst du denn nach unserer Meinung, wenn du nicht auch vorhast, unseren Rat anzunehmen. Wenn es mir also z.B. nicht gut geht, kann es passieren, dass mein Therapeut sagt: ich habe doch gesagt, Sie sollen mehr machen, nehmen Sie einen Ratschlag doch einfach mal an. Und dann sagt meine Ärztin: ich habe doch gesagt, Sie sollen weniger machen, nehmen Sie einen Ratschlag doch einfach mal an.
Ich berücksichtige jeden Standpunkt, jeder Einwand kommt bei mir an - aber eine Entscheidung treffe ich nach gründlicher Prüfung und Bewertung selbst und für mich und nicht nach den Befindlichkeiten der einzelnen Parteien, die eine Meinung haben. Dafür werdet ihr es immerhin niemals erleben, dass ich mich hinterher beschwere oder bei euch ausheule.

Hier im Forum war es mir nicht in erster Linie wichtig zu erfahren, wie ihr an meiner Stelle entscheiden würdet oder was ihr denkt, was das Beste für mich ist. Ich wollte wissen, welche Handlungsalternativen es gibt, welche es nicht gibt und mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist. Das hat prima geklappt, bis die Stimmung auf einmal kippte. Da ich nicht gesehen habe, wie ich den Faden zurück zur Sachlichkeit führen kann, ohne mich dabei selbst zu verleugnen, kam es eben zu den Abschiedsworten.

In meinem Leben hat sich schon so manche Wand als Tür entpuppt. Zwei von Agnes (thx!) verlinkte Forenbeiträge suggerieren, dass es eben doch ganz vielleicht so sein KÖNNTE, dass man einen Arbeitsversuch machen kann, ohne dass es automatisch den Verlust der Rente nach sich zieht. Ob da was dran ist, versuche ich noch herauszukriegen. Ich muss nach sowas aber ganz gezielt fragen können; beispielhaft ist eine (unter vielen) Erfahrungen mit meinem Hausarzt. Seit meiner Kindheit leide ich unter Migräneanfällen und immer wenn ich fragte, ob man da nicht irgendetwas, bittebitte IRGENDWAS machen könnte, sagte er: "Da kann man leider nichts machen, tut mir sehr leid." Bis ich ihn dann als Jugendliche gezielt nach einem Medikament fragte (hatte ich irgendwo gelesen) und zur Antwort bekam "Ach so, jaja, das kann ich natürlich aufschreiben." Auf diese Idee ist er von alleine nicht gekommen; "es geht nicht" heißt übersetzt meist doch nur "ich wüsste nicht, wie".

Nur weil man keinen Weg sieht oder kennt, heißt das jedoch nicht, dass es keinen gibt. Da muss es gestattet sein, dass man evtl. auch mit der Lupe da weitersucht, wo andere schon aufgegeben haben; vielleicht ist es auch nur ein Trampelpfad, den man nicht auf den ersten Blick erkennt. Der wird dann ohne Zweifel steiniger und schwieriger zu verfolgen sein als eine gut ausgebaute Asphaltstraße. Nichtsdestotrotz können auch solche Wege am Ende zum Ziel führen; selbstverständlich kann er sich auch als gigantischer Umweg entpuppen oder mitten im Nirgendwo enden. Um es mit Kästner zu sagen: "Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich."


Zum Schluss noch kurz @Fee: Dir kommt jetzt ein Jahr unheimlich viel vor, in Wirklichkeit ist das aber doch recht kurz, wenn man erheblich erkrankt ist. Wie wäre es denn z.B., wenn du dir eine Zeitspanne X überlegst (nicht zu kurz!), in der du es dir erlaubst, nicht an mehr Arbeitsstunden zu denken/Stellenanzeigen zu durchforsten und diese gewonnene Zeit stattdessen dafür nutzt, etwas anderes zu tun - vielleicht ja etwas, für das du dich sowieso "schon immer mal" interessiert hast? Ich hatte früher ab und zu den Gedanken, Stricken, Häkeln und Nähen zu lernen. In meinem Alltagstrott ist es nie dazu gekommen; als ich dann viel Zeit hatte, habe ich mich irgendwann daran erinnert und das auch im Rahmen von Ergotherapie umgesetzt. Eine Kunsttherapeutin hat mir sogar das Zeichnen und Malen beigebracht, dabei habe ich vorher nie etwas Besseres zustandebekommen als das Krikkelkrakkel eines Vierjährigen.
Ich denke auch, es kommt darauf an, woher die Motivation zum Arbeiten kommt: ist es pures Pflichtgefühl, weil es sich eben so gehört, dass man arbeiten geht? Weil deine Eltern dir diese Einstellung vermittelt haben? Oder ist es der aufrichtige Wunsch, weil dir deine Arbeit einfach so viel gegeben hat und du nicht nur Kraft hineinstecken, sondern auch herausziehen konntest? Denn: Müßiggang ist auch eine Kompetenz und nicht nur ein Laster.

LG, Silly

PS: Die Bewerbung ist am Wochenende raus.

agnes
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von agnes » Mo 29. Feb 2016, 22:38

Liebe Silly :umarm:

Du musst dich nicht vor uns rechtfertigen. :koepfchen:

Ich habe dir bereits geschrieben, dass ich deinen Wunsch gut nachvollziehen kann, du musst dich nur dahingehend richtig informieren, damit du keinen Nachteil erleidest.
Alle dir zugeführten Antworten waren unsere Gedanken und es waren GUTGEMEINTE!
Sieh bitte auch die kontrovers an dich gerichteten Antworten als gutgemeinte an, denn
Ist das Kind nämlich erneut in den Brunnen gefallen, würden wir alle mitfühlen und uns auch dahingehend schlecht fühlen, dass wir nicht im Voraus dich gewarnt haben.
es würde uns belasten, wenn wir versäumt hätten, dich auch auf die Fallstricke hinzuweisen.
Ich habe dir aufgezeigt, dass du deinen Wunschgedanken bestimmt nachkommen kannst, u.U. sogar ohne Nachteile ... Das bliebe aber unbedingt dann separat noch aus Beratersicht abzuklären.
Es würde mich freuen, wenn meine Recherche einen korrekten Hintergrund behielten und du dadurch etwas Sicherheit im Umgang mit deiner Entscheidung bekämst.

Von daher hoffe ich, dass man dir auf deine Nachfragen diesbezüglich auch eine zufriedenstellende Antwort geben wird, die sich mit den von mir recherchierten Aussagen deckt.

Bitt frage unbedingt noch zuvor bei Fachleuten diesbezüglich nach, damit du etwas Sicherheit hast, falls das mit dem Arbeiten scheitert und du wieder zurück in die volle EMR gehen musst.

Du wirst auf jedenfall der DRV gegenüber deinen Jobantritt umgegend melden müssen.
Außerdem riskierst du bei allem deine evtl. bis dato schon kleinen gesundheitlichen Fortschritte einzubüßen, wenn du dich überforderst.
Das wird dir selber bewusst sein ... ich hoffe sehr, es wird soweit aber nicht kommen und wenn, dann bitte nicht drastisch :koepfchen:
Und das ist es, vor dem aus unseren Reihen gewarnt wird.
Die Entscheidung liegt ganz alleine bei dir und auf gar keinen Fall sollte sie abhängig sein von deiner Umgebung/deinen Mitmenschen, denn jedem Einzelnen es recht und wohlgetan wirst auch du es nicht tun können :Verwirrt:

Gruß agnes (die deine Abschiedsworte überliest und sich über weitere Rückmeldungen freut) :umarm:
Der Dumme spricht, ohne vorher zu denken.
Der Kluge denkt, bevor er spricht.
Aber nur der Weise weiß, wann er besser schweigen sollte.
(Günter Leitenbauer)

Ich gebe mit meinen Beiträgen lediglich meine persönlichen Erfahrungen weiter. Sie gelten nicht als Rechtsberatung.

Hier geht es zu meinem alten Thread: viewtopic.php?f=6&t=5468

Anja12
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von Anja12 » Mi 2. Mär 2016, 09:58

gelöscht

agnes
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von agnes » Do 3. Mär 2016, 02:39

Hallo Silly

Ich bin noch über eine Aussage aufeiner Seite des VDKs gestoßen.

http://www.vdk.de/ov-sterkrade-mitte/mi ... 996304.pdf

Scrolle die Seiten runter bis 23/24, da steht etwas über das Ruhen und Aufleben eines Rentenanspruchs aufgrund Überschreiten des Hinzuverdienstes durch Einkünfte :jaa:

Gruß agnes :umarm:
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von sillyconcarne » Sa 2. Apr 2016, 19:44

Hallo,

ich möchte zum Abschluss kurz erzählen, wie es bei mir weitergegangen ist: ich bekam doch tatsächlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Natürlich habe ich die auch wahrgenommen, es war sehr nett und auch für mich interessant. Ich hatte vorher mit meiner Psychiaterin besprochen, wie ich es angehen will und habe mit offenen Karten gespielt. Ich hätte sicherlich bessere Karten gehabt, wenn ich mich da als komplett "geheilt" hingestellt hätte, aber damit wäre mir nicht wohl gewesen.
Heute kam die Absage, sie haben sich für jemand anderen entschieden - macht aber nichts. Für mich war es schon ein Riesenerfolg, dass ich überhaupt erstmal in Betracht gezogen wurde. Ich habe während der Zeit des Wartens eine Gefühlsachterbahn durchgemacht und hatte mit vielen Ängsten zu kämpfen. Nun ist außerdem bei meiner Mutter der Krebs zurück, so dass sie im eigenen Betrieb ausfällt; insofern kommt die Absage auch nicht ungelegen, mir wurde die Entscheidung auf diese Weise abgenommen und ich kann meinem Vater (auf Minijob-Basis) helfen und für meine Mutter da sein.
Mein Ego hat einen kleinen Boost bekommen, auch wenn sie mich am Ende doch abgelehnt haben.

Falls sich dieselbe Frage aber noch mal jemandem stellen sollte: ich habe nach mehreren Fehlversuchen den unabhängigen Rentenberater zu fassen bekommen. Er sagte mir, dass es tatsächlich die Variante gibt, dass man einen Arbeitsversuch starten kann, ohne den Rentenanspruch zu verlieren. Dazu wendet man sich am besten bei konkreten Plänen an eine offizielle Rentenservicestelle. Die haben dort Zugriff auf die Rentenunterlagen und können anhand der Arbeitsvereinbarungen direkt ausrechnen, ob einem noch eine Teilrente zusteht und wie hoch die ausfallen würde. Laut Rentenberater hat eine solche Anfrage noch keine Konsequenzen und man wird aufgrunddessen auch nicht erneut überprüft. Wenn man es dann durchziehen möchte, wird je nach Verdienst die Rentenzahlung gekürzt oder ganz eingestellt. Dabei wird die Rente aber nicht sofort unwiderruflich gestrichen, man steht mit einem Mitarbeiter der DRV in Kontakt. Wenn der Arbeitsversuch scheitert, weil man z.B. feststellt, dass man doch noch nicht so gesund und belastbar ist, wie man dachte oder hoffte, wird der vorherige Status wiederhergestellt. Dazu muss kein neuerlicher Rentenantrag gestellt werden und man muss auch nicht noch einmal eine Reha durchlaufen, die Rente wird dann auch wieder in der vorherigen Höhe gezahlt und es fallen keine Anrechenjahre weg. Es ist dann wirklich so, dass die Rente zunächst lediglich "eingefroren" wird. Selbstverständlich kann es passieren, dass man hinterher zu einem Gutachter bestellt wird, der die aktuelle Gesundheitslage überprüft.

Das wollte ich nur noch mal mitteilen, damit dieser Thread einen ordentlichen Abschluss hat. Ich danke allen, die mir hier mit ihrem Rat, ihren Gedanken und Ideen weitergeholfen haben.

Alles Gute für euch und nochmals danke,
Silly

agnes
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Re: Arbeiten nach EM-Rente? Was muss ich bedenken?

Ungelesener Beitrag von agnes » So 3. Apr 2016, 16:33

Danke Silly, für deine abschließenden Informationen :umarm:

So findet der gesamte Beitrag wirklich einen sinnvollen Abschluss. :jaa:

Ich bin recht froh, dass ich mit meinen Recherchen dahingehend auch gar nicht so falsch lag und dir dabei auch ein wenig Mut machen konnte, um in die Richtung zu gehen es zu versuchen, wenn du dadurch für dich ein stückweit Seelenfrieden bekommst, den Versuch auch zu starten.

Es tut mir sehr leid, dass sich familiär nun auch wieder gleichzeitig erneut große Sorgen für dich auftun. :koepfchen:

Das Leben stellt leider immer aufs Neue Herausforderungen an einen, die es zu meistern gilt.

Sieh bitte zu, dass du bei aller Hilfe und Fürsorge dich und deine eigenen gesundheitlichen Probleme nicht aus den Augen verlierst.

Ich wünsche dir viel Kraft und vor allem für dich und für deine Mutter eine Portion Zuversicht, um zu gesunden :umarm:

Lieben Gruß sendet agnes
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