Mutter 92 Jahre alt

Nur Mut, es gibt keine dummen Fragen.
Vrori
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Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von Vrori » Mi 6. Jul 2011, 22:21

Hallo,
ich weiß nicht, ob die Frage hier richtig gestellt ist...
vielleicht kann mir einer helfen..

Meine Mutter ist inzwichen 92 Jahre alt, lebt allein in ihrer Wohnung, im Haus meines Bruders und Schwägerin, da sie sich mit meiner Schwägerin nicht versteht, sind die Kontakte nur auf das nötigste reduziert..Sie schaut morgens nach, ob Mutter noch lebt und dann schaut vielleicht mal mein Bruder, nachmittags für 2 Minuten rein.
Meine Schwester macht mit ihr die Einkäufe..und betreut sie an einem Tag in der Woche von 11.00 bis 13.00 Uhr.
ich selber bin für Arztbesuche und Besorgung von Hilfsmitteln zuständig..
auch ja, meine Schwester macht auch die Geldgeschäfte..also Geld abholen mit Mutter von der Bank und ggf. Überweisungen ausfüllen.
Nun hat sich beim letzten Arztbesuch herausgestellt, dass sie Sehfähigkeit gegen Null geht...
außerdem hat sie vermehrt Probleme mit der Hygiene..
wenn man sie fragt, ob man ihr schnell beim Duschen helfen soll, dann kriegt man den Bart ab, aber in einem Ton, wie auf dem Kasernenhof.
Einmal wö. kommt eine Putzfrau und die hat mmir nun am Telefon erzählt, dass sie in der letzten Woche bei Muttern alles voller Kot vollgeschmiert vorgefunden hatte, also Schlafzimmer und Bad..
und Mutter hat natürlich geweigert, weiter darüber zu reden...
sie hat im übrigen die pflegestufe I und anstatt sich davon betreuen zu lassen, schleppt sie das Geld aufs Sparbuch...
ich habe heute angeleiert, ein Hausnotrufsystem anzuschaffen,...das wird in den nächsten Tagen installiert...

jetzt möchte ich auch, dass wenigstens 2x wö. jemand von einem Pflegedienst zu ihr kommt und ihr beim Waschen und eincremen hilft...
aber ich weiß jetzt schon, dass sie mir wieder in ihrem Kasernenhofton eine Zurückweisung gibt..."brauch ich nicht, will ich nicht, kostet Geld"...

jetzt habe ich überlegt, sie einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen:nach dem Motto: ab Montag kommt jemand und du wirst dich daran gewöhnen müssen...und wenn du das nicht machst...dann...ja was dann?

ehrlich gesagt, landet sowas immer bei mir..alle anderen halten sich schön raus und ich soll immer man machen...
was würdet ihr an meiner Stelle tun?

LG
Vrori

dabei gehts mir selber nicht gut..
LG
Vrori

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lediglich Tipps, die auf Erfahrung beruhen...

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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von Blacky » Mi 6. Jul 2011, 22:32

Zieh es durch.

Ich kenne das noch von meiner Oma.

Die war 94 und dann haben wir sie vor vollendete Tatsachen gestellt.

Anschließend kam jeden Tag eine Betreuerin, sogar 3x.

1 Jahr später mußten wir Oma leider in ein Pflegeheim geben.

99 isse noch geworden.

Aber meine Oma hat noch mit 88 ihre Tante betreut, die ist 105 geworden.

Das hat sie "im Leben" gehalten.

Als die tante gestorben ist hatte sie keine Aufgabe mehr, das hat ihr wohl "den Rest" gegeben
und von dem Moment an ging es bergab.

Aber eine Betreung, vor allem täglich braucht deine Mutter dringend.

Den Kasernenton mußte einfach ignorieren.
MfG
Blacky

Erfolg steigt nur zu Kopf, wenn dort der erforderliche Hohlraum vorhanden ist.
(Manfred Hinrich)



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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von ekirlu55 » Mi 6. Jul 2011, 22:35

Hallo Vrori,

hab ein ähnliches Problem hinter mir, da meine Mutter, damals geschieden meinen Vater hasste, mochte sie uns auch nicht, weil wir meinem Vater ähnelten. Heute ist meine Mutter tot, (April 2011). Wir haben damals aufgrund ihrer Art uns zurückgezogen und einem Brunder die Front überlassen. Das Ergebnis war schlimm, er hat sie entmündigt, kassiert und eingehen lassen. Wir haben von all dem nichts erfahren, bis sie tot war. Bedenke all diese möglichen Ergebnisse, bei dem was Du tust, wenn sie tot ist alles zu spät. In mir schreit heute noch alles, aber ich kam nicht ran an sie.

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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von schätzelein » Do 7. Jul 2011, 05:58

vielleicht kannst du ja ihren hausarzt mit ins boot nehmen.
ältere damen fahren voll auf die herren in weiß ab.
wenn dann der "herr doktor" der meinung wäre - hilfe wäre von nöten,
klappt das vielleicht stressfreier.
alles nicht so einfach.
kenne das aus eigener erfahrung.
meine einstellung dazu ist, jeder mensch entwickelt sich irgendwie zurück - im alter.
demzufolge wäre deine mutter jetzt in der pubertät, und die war noch nie einfach. :0)

weisse bescheid - schätzelein

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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von stadtpflanze » Do 7. Jul 2011, 06:52

ich denke auch,
es ist besser sie vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Alle Alten Leute sind zu "stolz" Hilfe anzunehmen.
Wir haben im letzten Jahr einen Pflegedienst für meine Eltern orgnaisiert, dass sie meinem Vater die Tabletten richten und meine Mutter wollte das auch nicht, und betonte bei den Pflegern, jedesmal, dass sie das selbst könne, wenn sie wieder ganz gesund ist (sie war schwer gestürzt, und Vater ist schwer depressiv) Dummerweise haben sich dann die PFleger bei den Tabletten vertan und so lief der Pflegedienst nach einem Monat aus.
Aber so wie in deinem Fall, ist es sicher stressfreier für DICH.
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Nette Grüße von der Stadtpflanze
Aufgeben??
Bild ... ich doch nicht
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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von Vrori » Do 7. Jul 2011, 07:08

Hallo,

die Idee mit dem Hausarzt hatte ich auch schon....aber!! es ist eine Ärztin, und die kann sie nicht leiden..

aber ich werd mal Krisensitzung mit den Geschwistern starten (wieso kommen die nicht auf die Idee?) und sie dann vor vollendete Tatsachen stellen: ab morgen kommt jemand und hilft dir beim waschen bzw. duschen...!!
mal schauen, wie sie dann reagiert..ich weiß jetzt schon,dass sie herzerweichend anfängt zu weinen, nach dem Motto: nichts darf ich mehr allein, ich hab doch immer alles selber entschieden..

naja, ich versuch mal das durchzuziehen..wenn die anderen mitmachen..

Danke für eure Tipps und ich sehe, ihr habt das auch durch...

LG
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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von Esuse » Do 7. Jul 2011, 07:26

Hallo,

evtl käme ja eine Erhöhung der Pflegestufe in Frage, dann kommt ja auch nochmal ein GA. Pflegestufe 1 erscheint mir wenig, wenn ich lese, was Du da so beschreibst.
Liebe Grüße

Esuse

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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von Vrori » Do 7. Jul 2011, 11:15

Hallo,

naja, sie kocht noch selber, und wenn wir nicht fix genug sind oder die Putzfrau..dann bezieht sie selber die Betten und schmeisst die Waschmaschine an...
und kocht Kaffee wenn einer kommt...mit Müh und Not kommt sie die Treppen zu ihrer Wohnung hoch...ich weiß nicht, PV 3...
hab vorhin mit dem Pflegedienst gesprochen...die Leiterin ruft mich nachher an..wir wollen Mutter überrumpeln und die pflegerin einfach mitbringen..alle 4 Kinder die vor Ort wohnen sind dann bei Mutter und wenn sie dann Theater macht, dann müssen wir ihr gut zureden..
Die Körperpflege ist ja nicht alles, auch die Finanzen müssen geregelt werden...mein jüngere Schwester hat zwar Kontovollmacht...aber ich weiß nicht, ob das reicht..
nachher bestellen die uns noch einen Betreuer und wir können dann gar nichts mehr entscheiden..
Notruf hab ich ja organisiert...der kommt dann in den nächsten Tagen...
Danke für eure Infos..
LG
Vrori
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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von lovely2see » Do 7. Jul 2011, 20:14

hallo Vrori

Das ist ein kompliziertes Thema. Ich kann Dir nur raten, vor der Mutter nichts zu verhamlosen, zu verschönen oder gar unter den Teppich zu kehren. Sagt ihr, dass sie ihr Geld für sich ausgeben kann, ihr benötigt es nicht. Und das Geld der Pflegeversicherung wird aufgrund der Tatsachen als Sachleistungen von einem Pfgedienst in Anspruch genommen.

Wenn irgendwo Kot gesichtet wird, sollte sie nett aber bestimmt damit konfrontiert werden. Zum Beispiel auch: "Mutter, es ist keine Schande wenn du in deinem
Alter xxxxxxxxxxxx hast/ machst....

Sage ihr, dass ihr nur das Beste für sie wollt und deshalb Hilfe organisiert habt. Oft hilft es auch, wenn man mitteilt, dass das "vorrübergend" ist, solange, bis es ihr wieder besser geht.
Und als Betreuer/-in kann auch ein Familienmitglied eingesetzt werden.

lG
Anna :smile:

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Re: Mutter 92 Jahre alt

Ungelesener Beitrag von Amethyst » Do 7. Jul 2011, 20:52

Hallo!
Und als Betreuer/-in kann auch ein Familienmitglied eingesetzt werden.
Richtig. Als Alternative käme eine Vorsorgevollmacht infrage. Wir hatten für unseren Sohn einige Monate vor seiner Volljährigkeit eine Betreuung beantragt, meinen Mann als potentiellen Betreuer angegeben. Nach ausführlicher wirklich fachkompetenter Beratung in mehreren Telefonaten durch den zuständigen SB in der Betreuungsstelle Braunschweig haben wir uns für eine Vorsorgevollmacht entschieden (Generalvollmacht). Ich war dann mit meinem Sohn auf der Betreuungsstelle und wir haben sie dort noch beglaubigen lassen. Der SB war so richtig klasse :ic_up: , so wünsche ich mir alle Behördenmitarbeiter. Ich hatte z.B. schon am Tag nach dem 2. Telefonat eine Broschüre mit detaillierten Infos zum Thema Vorsorgevollmacht im Briefkasten und einen persönlichen Termin zur Beglaubigung haben wir von heute auf morgen bekommen und das für Freitag Mittag.

Schau bitte mal hier rein:

http://www.bmj.de/DE/Buerger/gesellscha ... 4.1_cid155

http://www.bmj.de/SharedDocs/Downloads/ ... nn=1356310

Was die Pflegestufe betrifft, Höherstufungsantrag stellen. Bei meinem Schwiegervater hat das der Pflegedienst in die Wege geleitet, und er wurde nicht mal begutachtet, sondern sofort von 2 auf 3 hochgestuft.

Die Richtlinien des MDK http://www.pflegewiki.de/wiki/Begutachtungsrichtlinien ganz unten als PDF zum Download.

Sie enthalten auch den Begutachtungsbogen des MDK,den der MDK verwendet. Den würde ich mal durchgehen und zu den fragen schon mal Notizen machen, damit nicht wichtiges vergessen wird.

Und bei der Begutachtung unbedingt darauf bestehen, dass Deine Mutter nicht die ganze Zeit dabei ist. Das Problem ist nämlich, dass alte Menschen in der Regel nicht zugeben möchten, dass sie Problem haben, schon gar nicht so etwas wie das Einkoten. Du kannst das damit begründen, dass es für die Psyche Deiner Mutter nicht gut ist, wenn sie damit konfrontiert wird, was sie alles nicht mehr kann. Wird es Dir verweigert, würde ich ggf. als Argument das Recht auf Menschenwürde nach Artikel 1 des Grundgesetzes anbringen.

Mein Vater ist so ein störrischer alter Esel, der nicht zugeben kann, dass er Hilfe braucht. Er würde locker Pflegestufe 1 bekommen. Aber er beantragt sie nicht, scheucht dafür meine Mutter den ganzen Tag herum, mache dies, hol das, sagte sogar zu mir, meine Mutter sei seine Pflegerin und meine Schwester seine Chauffeuerin. .... :Veraergert: :Wut:
jetzt habe ich überlegt, sie einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen:nach dem Motto: ab Montag kommt jemand und du wirst dich daran gewöhnen müssen...und wenn du das nicht machst...dann...ja was dann?
Das würde ich machen, auch wenn es drastisch klingt und auch ist. Ich würde ihr klipp und klar sagen, dass sie es entweder akzeptiert, weil Du selber gesundheitlich nicht mehr in der Lage bist, das alles zu übernehmen. Deine Geschwister haben auch ihre Verpflichtungen. notfalls, wenn es hart auf hart kommt, die alternative Pflegeheim zur Sprache bringen.

Es gibt auch den Anspruch auf Verhinderungspflege, bezahlt von der Pflegekasse, insgesamt 1510 € jährlich. Bis zu 7:59 Stunden am Tag wird dabei das Pflegegeld nicht gekürzt.

http://nullbarriere.de/verhinderungspflege.htm

Rechtsgrundlage:

http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__39.html

D.h., auch davon könnte man stundenweise jemanden bezahlen, der nach ihr guckt, ihr behilflich ist, Einkäufe mit ihr erledigt...., Hauswirtschaft gehört ja auch mit zur Pflege.

Liebe Grüße

Annette
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. (Bertolt Brecht)

Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht (Bertolt Brecht)

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