meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Möglichkeiten, Unterschiede und Erfahrungen
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stadtpflanze
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meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von stadtpflanze » Do 14. Jan 2010, 07:30

mein sehr subjektiver Bericht... .
Ich war 6 Wochen in der Klinik, vorher 15 Monate krank geschrieben (erst BandscheibenOP und danach Depressionen) und bin im April 2009 arbeitsfähig entlassen worden.
Ich versprach mir dort Hilfe. Die Behandlung war :
5 Tage vor Abreise eine 24 Std-Blutdruck-Messung und in der letzten Woche 3 mal Krankengymnastik.
Von den Vorträgen und Problemlösegruppen (bestimmt interessant) bin ich nicht gesund geworden.
Des weiteren habe ich zu Beginn und am Ende 9 Fragebögen ausgefüllt in der Hoffnung es kommt einem zugute, erfahre aber am Schluß, dass die ganze Übung wohl nur statistischen Zwecken dient.
Während der Reha hatte ich mit fast täglichen Migräneanfällen zu tun. Ich fühlte mich dort nicht ernst genommen, mutlos, unterlegen, über 200 Patienten!! Seitdem habe ich Angst vor vielen Menschen, mir ging es schlechter als zuvor und ich meide Veranstaltungen, Straßenbahn etc bzw. gehe nur noch in Begleitung aus dem Haus.
Die Ärztin hat beim 1. Gespräch gesagt, dass ich arbeitsfähig entlassen würde. In den 6 Wochen hatte ich insgeamt (Arzt und Therapeutengespräch) nur 5 Einzeltermine , weniger als 1 Stunde.
Ich habe an einer Arbeitserprobung (richtiger Name? in der Papierwerkstatt sollte ich irgenwas basteln)teilgenommen: auf engem Raum, schlechte Luft, viele Patienten, ich bin 5 mal hin und jedesmal heulend rausgelaufen. Hat Niemanden interessiert. Eine Mitpatientin hat mich getröstet.
ich habe von allen Aufzeichnugen (Verhaltensprotokoll, Therapiebuch) Kopien angefertigt und dachte, dass die DRV diese mal anfordert, weil ich denen auch einen entsprechenden Brief geschrieben habe.
Seitdem habe ich zusätzlich Bluthochdruck und bekomme in unregelmäßigen Abständen Oberbauchkrämpfe.
2005 war ich in einer anderen Klnik, in der mir zum damaligen Zeitpunkt sehr geholfen wurde. Dort sollte ich eigentlich wieder hin, die DRV hat aber meinem Wunsch (die Neurologin hatte es auch empfohlen) nicht entsprochen und Widerspruch wollte ich nicht einlegen, weil ich davon ausgegangen bin, dass mir überall gleich gut geholfen wird.

Obwohl mein Bericht sehr negativ ist, kann die Klinik für jemand anderen sehr gut sein. Es kommt eben sehr auf die Ausgangssituation und die Erwartungen an, auch auf die zugeteilten Ärzte und Therapeuten. Möchte also Allen Mut zusprechen. Und am besten, man muß sich einfach "richtig bemerkbar" machen.
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Nette Grüße von der Stadtpflanze
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Bild ... ich doch nicht
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WiZaRd
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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von WiZaRd » Do 14. Jan 2010, 10:46

Ich kann von mir auch kurz berichten, allerdings ist mein Bericht SEHR VIEL positiver.

Ich bin im Juni 2007 an Depressionen erkrankt, ausgelöst durch die Trennung von meiner damaligen Freundin. Ich habe einige Zeit rumgewurstelt und versucht es allein hinzubekommen, z.B. mit Johanniskraut, aber das klappte nicht. Im September öffnete ich mich meiner Hausärztin, die sagte, dass das wohl eine reaktive Depression sei und überwies mich an eine Therapeutin. Dort bekam ich Cipralex 20mg (starkes Zeug, wie ich mittlerweile weiß), allerdings ohne Wirkung, ebenso die doppelte Menge und so wurde dann bald eine Therapie beantragt. Die Kliniken sind meist überlaufen, ich hatte jedoch nichts zu verlieren und ließ mich direkt auf die Warteliste setzen und von meiner Therapeutin als "schwerer Fall" anmelden und so ging es dann auch nach ~2 Wochen los.
Ich war insgesamt 12 Wochen (!) in der Klinik, was wohl so die Maximaldauer darstellt. Die Klinik funktionierte mit Gruppen und ich kam in die Gruppe für "junge Erwachsene". Wir waren stets so ~6 Leute und wir hatten viele Kurse, etc. zusammen, aber auch einiges getrennt. Als Methoden kamen Einzel- und Gruppengespräche, Ausdauertraining (Nordic Walking), Atemtherapie, Muskelentspannung nach Jacobson, Kunsttherapie, Bewegungstherapie und anderes zum Einsatz, zudem gab es Kurse für Angstbewältigung, Ernährungsberatung, etc. - je nachdem was man benötigte. Der dortige Hausarzt war der Hammer... der sagte mir nach 5min. schon Sachen auf den Kopf zu, von denen ich NIE gedacht hätte, dass die überhaupt IRGENDJEMAND von mir weiß... und er ließ mich auch die Tabletten absetzen, da die mir ja gar nichts halfen. Laut seiner Aussage - auf die ich btw. viel halte - taugen die Tabletten auch nur bedingt, d.h. unterstützend... man muss sich schon selbst um seine Probleme kümmern und wenn man an die Tabletten glaubt, dann wirken sie auch, ansonsten kann man auch Smarties essen.
Jede Gruppe hatte dann noch diverse Pfleger und einen Bezugspfleger, der sich speziell um einen kümmerte und ebenfalls therapeutisch eingriff.
Von ca. 7 Uhr bis - je nach Tag - ~12-16 Uhr waren wir also mehr oder weniger immer "versorgt", den Rest der Zeit konnten wir z.B. in die Stadt gehen oder sonstwie verbringen (z.B. im Kraftraum der Klinik oder in der Therme, die in der Nähe lag und für die man 1x die Woche eine Freikarte bekam).
Den Chefarzt sahen wir so 1x alle 2 Wochen, da wollte er aber nur - mit den anderen Therapeuten - besprechen, wie denn der Fortschritt ist und ob man noch eine Verlängerung benötigt. Blutdruck, etc. wurde regelmäßig geprüft, sofern man Anlaß zur Sorge gab (musste man natürlich selbst melden). Man konnte sich auch IMMER Beruhigungstropfen (Ritosin oder so... weiß ich nicht mehr) bei der Pflege abholen oder bringen lassen, in jedem Zimmer gab es einen Alarmknopf um sofort Kontakt zur Pflege zu haben, auch bei solchen Kleinigkeiten. Ab dem 2ten WE durfte man auch - nach Absprache - das WE zuhause verbringen, je nach Fall wurde das aber auch schon mal abgelehnt.

Insgesamt habe ich dort verdammt viel über mich gelernt und auch in Angriff genommen, aber meine Probleme wurden durch den Aufenthalt auch nicht gelöst... zwar war die Depression wegen meiner Freundin ein paar Tage nach Verlassen der Klinik dann verschwunden, aber es blieben weiterhin gewisse Probleme, weswegen ich auch seither eine Psychotherapie mache.
Mehr weiß ich jetzt auch nicht mehr... falls jemand dazu Fragen hat, kann er aber gerne nachhaken.


Achso und PS @ gretl: es tut mir verdammt leid für dich, dass dein Erlebnis so bescheiden war :roll:
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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von maha1122 » Do 14. Jan 2010, 11:12

Oh, das sind ja zwei ganz unterschiedliche Berichte. Bin mal gespannt, wie es wohl bei mir wird. Vielleicht könnt ihr mir bei Gelegenheit mal die Namen der Kliniken sagen, würde mich interessieren.

LG Maha
Reiner Selbstschutz sagt, ich soll meine Nerven schonen.

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Luc
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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von Luc » Do 14. Jan 2010, 16:05

hallo wizard...warst du in einer psychosomatischen reha oder warst du in einer psychiatrischen klinik?

ich hatte ja eingangs schon geschrieben, dass ich mehrmals in einer psychiatrischen klinik war, die therapie dort hat mir sehr gut getan.
wenn ich nicht so pech mit diversen zimmergenossinen gehabt hätte, würde ich sagen, dass der aufenthalt und die therapie in der klinik perfekt waren.
leider wurde in der klinik viel gestohlen..aber seine mitpatienten kann man sich eben nicht aussuchen...ein großer teil der leute die zu meiner zeit da waren, haben mir echt gut getan...mit einer mitpatientin tausche ich mich noch heute per telefon oder mail aus.
zwischen der therapie in der psychiatrie und der in der reha klinik, klaffen welten.
dazu kommt noch, dass man sich in der reha immer beobachtet oder bewertet fühlt...man strebt das ziel an als arbeitsunfähig entlassen zu werden (weil man es einfach ist)...und muß ständig auf der hut sein, was man sagt, wie man sich gibt wie aktiv man ist und vieles mehr. auf einen genesungsprozess kann man sich so nicht einlassen.
cipralex habe ich übrigens auch genommen...gewirkt hat es im prinzip schon...aber die nebenwirkungen haben mich fast umgebracht....nachdem ich es fast ein jahr angewendet hatte bekam ich von heute auf morgen entzündungen aller muskeln und gelenke...ich konnte nicht mehr laufen und war zu schwach auch nur zu essen oder zum beispiel ein glas zu heben. das war der blanke horror.
noch schlimmer waren die absetzerscheinungen, weil ich das medikament knall auf fall absetzen musste...die haben mich fast in den selbstmord getrieben.

aber genug gewuselt....sei froh, dass du das teufelszeugs nicht lange genommen hast.

liebe grüße von Luc
Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitätstheorie.(Albert Einstein)

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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von Luc » Do 14. Jan 2010, 16:13

hi stadtpflanzerl:-)!!

wir haben uns in der shoutbox ja schon unterhalten, was in deiner reha so alles abgegangen ist.
ich sehe viele parallelen zu meiner reha, die war auch eine einzige farce..viel zu wenig therapeutische gespräche, einen arzt der von tuten und blasen keine ahnung hatte, wenn ich medizinische fachausdrücke benutzte, musste er im pschyrembel nachschlagen, was sie bedeuten...und dergleichen mehr...also eine klinik die von der rentenversicherung kassiert und bis auf rentenversicherungskonforme begutachtungen nix bringt.
für das geld hätte ich lieber einen dreiwöchigen urlaub gebucht und mich wenigstens erholt. das von der klink erstellte gutachten wird mich jetzt wahrscheinlich um meine rente bringen...also wieder kämpfen und behördenterror.

dein zustand hat sich nach der reha verschlimmert...eigentlich sollte man derlei kliniken wegen körperverletzung verklagen.
jetzt hoffe ich, dass du glück mit deinem rentenantrag hast!

liebe grüße von Luc
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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von WiZaRd » Do 14. Jan 2010, 17:28

Ich war hier...
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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von gretl » Fr 15. Jan 2010, 12:26

@ gretl: es tut mir verdammt leid für dich, dass dein Erlebnis so bescheiden war
wie meinst du das denn?

LG gretl Bild
Grüße von gretl Bild


krank gibts nicht mehr...entweder "Tot" oder arbeiten..

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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von Blacky » Fr 15. Jan 2010, 12:32

gretl hat geschrieben:
@ gretl: es tut mir verdammt leid für dich, dass dein Erlebnis so bescheiden war
wie meinst du das denn?

LG gretl Bild
Er hat dich mit Stadtpflanze verwechselt, so meint er das ;)
MfG
Blacky

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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von gretl » Fr 15. Jan 2010, 12:35

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Achsooooo..na dann ist ja alles paletti..
Grüße von gretl Bild


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Re: meine Erfahrung-psychosomatische Reha

Ungelesener Beitrag von trauerfee » Di 8. Jun 2010, 14:59

Hallo Zusammen,

nach Rückkehr aus meiner Reha wollte ich auch mal ein paar Zeilen loswerden:
Ich war für 6 Wochen in der DEKIMED in Bad Elster in der psychosomatischen Abteilung.
Dort wurden wir in Gruppen ( 10 Personen ) eingeteilt und ich hatte sehr viel Glück
mit meiner Truppe, da wir im Durchschnitt alle recht jung waren.
Es folgten Einzeltherapien von absolut kompetenten Therapeuten, Sozialberatung ( für
evtl. Rentenantrag, Kontaktaufnahme zum Arbeitgeber, etc. ), Gruppentherapien,
Psychoedukation, arbeitsorientierte Gruppenstunden, viel Sport ( Nordic Walking,
Ausdauersport, Ergometer, Aqua Fitness, Fitness-Studio ) und Entspannung ( Massagen,
Yoga, Thai Qi, Qi Gong, progressive Muskelentspannung, Malen ).
Außerdem war ein tolles Schwimmbad jeden Tag von 06 - 21:30 Uhr offen und
konnte frei genutzt werden.
Das Essen war ausgezeichnet, auch wenn es am Anfang ungewohnt war und
für Blähungen und Durchfall sorgte:
Ausschließlich Vollwertkost!
Frische Salate, viel Käse, Fisch, wenig Fleisch, viel Gemüse...
Um es zusammenzufassen:
Es ist eine Reise zu sich selbst mit Erkennen eigener Bedürfnisse, Entspannungszeiten
und Einstellung zum Leben.
Es wurde prinzipiell alles in Frage gestellt:
Kindheit, Beruf, Beziehung, Tugenden, Moral, soziale Einstellung...
Ich reiste auf Grund eines Trauerfalles an und war noch zusätzlich in einem speziellen
Trauermodul untergebracht.
Man muß allerdings sehr offen sein, um alles annehmen zu können!
Mir hat es sehr geholfen, ich fühlte mich sehr wohl und ernst genommen.
Ich bin glücklich, dort gewesen zu sein und empfehle diese Klinik jedem.
Schließlich wurden auch richtige Schulungen "Wie tickt das Gehirn" etc.
durchgeführt - dies ist sicherlich für jeden sehr interessant.

Ich möchte nebenbei auch bemerken, dass jeder unserer Gruppe sein "Ziel"
erreicht hat: 4 wollten auf Rente, 5 arbeitsunfähig entlassen werden und 1
arbeitsfähig entlassen werden.
Es geschah genau so...
( Ich gehöre zu den arbeitsunfähig entlassenen )

Ich will Mut machen, sich bei einer solchen Reha zu öffnen und ehrlich zu sein,
jedenfalls hat dies bei uns allen sehr gut geklappt!

Gruß
In meinem Kopf sagen 9 von 10 Stimmen, dass ich irre bin. Die 10. summt...

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