Frühindikator Erwerbsminderungsrente

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Anja12
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Frühindikator Erwerbsminderungsrente

Ungelesener Beitrag von Anja12 » Sa 3. Nov 2018, 15:20

Hallo,

auf die geplante Verbesserung bei den Erwerbsminderungsrenten ist Sozialminister Hubertus Heil (SPD) besonders stolz: „Das ist für mich eine Frage des Anstands und der Fairness“, erklärte er kürzlich bei der ersten Lesung seines „Rentenpakts“ im Bundestag. Dass sich die Situation der Erwerbsminderungsrentner verbessern muss, darüber sind sich alle Parteien und sämtliche Sozialverbände verblüffend einig. Tenor: Wenn es derzeit Rentner gibt, die von Armut bedroht sind, sind es zuallererst Erwerbsminderungsrentner, also jene Rentner die wegen Krankheit oder Unfall vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden mussten. Zahlen gefällig? Wer 2016 eine solche Rente neu bewilligt bekam, erhielt im Durchschnitt 697 Euro ausgezahlt, also eine Rente deutlich unter Grundsicherungsniveau. Das liegt nicht etwa daran, dass Frührentner naturgemäß deutlich weniger Arbeitsjahre vorweisen können. Dieser Nachteil wird weitgehend ausgeglichen, weil durch das Instrument der ‚Zurechnungszeit’ derzeit so getan wird, als hätten sie bis 62 gearbeitet, was tatsächlich dem durchschnittlichen Rentenzugangsalter entspricht. Der Hauptgrund für die miese Lage der Erwerbsminderungsrentner ist neben einer Rentenkürzung von bis zu 10,8 Prozent (für die vorzeitige Inanspruchnahme der Rente!) die Tatsache, dass Rentner in Deutschland generell wenig zu erwarten haben. Auch Normalverdiener werden nach einem langen Arbeitleben nur kümmerliche Renten bekommen. Bei Erwerbsminderungsrentnern wird dies nur deutlich früher aktenkundig. Wenn ein Frührentner heute beispielsweise mit 45 Jahren eine Armutsrente bekommt, so droht ein ähnliches Schicksal dem regulären Altersrentner ebenfalls, nur 20 Jahre später. Die niedrigen Erwerbsminderungsrenten sind damit quasi eine Art Frühindikator für das, was uns in der Rente mittelfristig erwartet.
Und wie wird sich Heils geplante Reform für Erwerbsminderungsrentner auswirken?

Für die rund 1,8 Millionen Menschen, die schon eine solche Rente beziehen, gar nicht. Für die bleibt alles beim Alten. Für alle neuen Rentner soll ab 2019 die Zurechnungszeit auf das vorgesehene Renteneintrittsalter ausgedehnt werden. Das bringt den Frührentnern im Schnitt rund 60 Euro mehr. Doch damit werden auch die meisten neuen Erwerbsminderungsrentner noch immer Armutsrenten beziehen. Die Bestandsrentner sowieso. Und was tut die Bundesregierung für jene rund 30 Millionen derzeit noch gesunden Beschäftigten, die im Verlauf der nächsten Jahrzehnte nach und nach in Rente gehen werden? Nichts – eine Verbesserung der im europäischen Vergleich kümmerlichen Renten ist nicht geplant. Dabei wäre genau das im Heil’schen Sinne „eine Frage des Anstands und der Fairness“ – von der alle profitieren sollten: Erwerbsminderungsrentner und normale Altersrentner.

http://www.vorsorgeluege.de/newsletter/index.html

Viele Grüße

Anja

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