Was sind eigentlich Sozialschmarotzer?

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Blacky
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Was sind eigentlich Sozialschmarotzer?

Ungelesener Beitrag von Blacky » Sa 23. Jan 2010, 12:34

Eva Herman
Eine Welle der Empörung löst der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) derzeit aus. Ende letzter Woche ging es los mit seinen Zwangsarbeitsvorschlägen für Hartz-IV-Empfänger. Heute legte er nach, seine These: Staatliche Arbeitspflicht als Element der Abschreckung!

Wenn es um die paar Kröten geht, die sich derzeit noch im armseligen deutschen Sozialtopf befinden, der eben auch den Lebensunterhalt jener Mitbürger finanziert, die nicht aus eigener Kraft für sich sorgen können, dann können manche Politiker jetzt auch schon mal richtig böse werden. Schließlich gilt: Die Gemeinschaft kann nicht jahrelang Sozialschmarotzer mit durchziehen, ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten. Das Hick-Hack um Hartz-IV-Empfänger fing – im Gegensatz übrigens zu gar keinem Hick-Hack gegenüber etlichen Pleite-Großbanken, insolventen Autobauern oder maroden Multi-Unternehmen – nach einer längeren Pause nun letzte Woche wieder an, und jetzt diskutieren auch in dieser Woche schon wieder alle, und wahrscheinlich wird die Debatte um soziale Gerechtigkeit auch in der nächste Woche fortgesetzt.

Ein wirklich belebendes Thema, das so manchem braven Bürger eine gesunde Farbe ins Gesicht zaubert und die bürgerlichen Emotionen in Null-Komma-nix hochkochen lässt! Dass es unter den Hartz-IV-Empfängern auch etliche allein erziehende Mütter mit mehreren Kindern gibt, die nun zwangsarbeiten müssten, die jedoch überhaupt nicht wüssten, wie sie ihren Nachwuchs so noch je zu Gesicht bekommen, geschweige denn Bindung und Liebe aufbauen können, interessiert den strammen CDU-Mann wohl weniger. Roland Koch macht klar, wer die Hosen anhat: »Wir müssen jedem Hartz-IV-Empfänger abverlangen, dass er als Gegenleistung für die staatliche Unterstützung einer Beschäftigung nachgeht«, sagte er der Wirtschaftswoche. Dabei könne es sich auch um »niederwertige Arbeit, im Zweifel in einer öffentlichen Beschäftigung« handeln. Koch zeigt, wer das (künftige?) Sagen hat, und er lässt an der Ernsthaftigkeit seiner Worte keinen Zweifel: »Politik muss die notwendige Härte haben, solche fordernden Elemente einzuführen und durchzusetzen.« Es könne kein funktionierendes System von Arbeitslosenhilfe geben, das kein Element von Abschreckung enthalte. »Sonst ist das für die regulär Erwerbstätigen, die ihr verfügbares Einkommen mit den Unterstützungssätzen vergleichen, unerträglich«, sagte Koch. Und seit heute legt er nun noch mal einen drauf: Der Staat solle jetzt hunderttausende Jobs für Hartz-IV-Empfänger schaffen. Damit meinte er gemeinnützige Bürger- und Gemeindearbeit. Er fordert die Arbeitspflicht!

Auch die ehemalige Krippenministerin Ursula von der Leyen, die jetzt den leeren schäbigen Sozialtopf verwalten soll, passt auf jeden Cent auf wie ein Schießhund. Und so schaltete sie sich in die Debatte auch gleich mit ein und machte ebenso deutlich, dass der Staat sich schon zu helfen wisse, wenn eben nur kassiert werde und keine Gegenleistung käme: Im geltenden Gesetz gebe es ausreichende Sanktionen für den Fall, dass zumutbare Jobs abgelehnt würden.

Dass dies keine leeren Drohungen sind, zeigen die jüngsten Zahlen: Insgesamt wurden in dem Zeitraum von Januar bis August 2009 fast 500.000 Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger verhängt, davon knapp 70.000, weil die Betroffenen die Aufnahme einer Arbeit oder Ausbildung ablehnten. Dass es hierbei mit Sicherheit etliche berechtigte Fälle gibt, will niemand von der Hand weisen.

Soweit die Hartz-IV-Empfänger und der Staat!

Nun werfen wir einen Blick in ganz andere Ebenen: Jeder hat es mitgekriegt: Der ehemalige Bundesminister und Vizekanzler Franz Müntefering hat vor Kurzem geheiratet. Er ist knapp 70, seine junge Frau Michelle ist 40 Jahre jünger. Was das mit den Hartz-IV-Empfängern zu tun hat? Abwarten!

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Harry Peter Carstensen hat auch gerade geheiratet, Silvester 09/10 war es. Der 62-jährige Politiker darf nun die knapp 25 Jahre jüngere Sandra seine Frau nennen.

Der frühere Bundesminister Joschka Fischer hat schon lange geheiratet. Er war damals fast 58 Jahre alt, seine hübsche Frau Minu ist über 30 Jahre jünger.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl war übrigens 78 Jahre alt, als er die fast 35 Jahre jüngere Maike heiratete.

Und Helmut Wehner, ebenfalls ehemaliger Bundesminister und Parteivorsitzender, heiratete Greta, die Tochter seiner verstorbenen Frau, vor vielen, vielen Jahren. Dabei war sie knapp 45 Jahre jünger als er. Nun ist sie schon lange Witwe.

Wozu diese Aufzählung? Und was hat das jetzt wirklich mit den Hartz-IV- Empfängern zu tun? Gleich!

Keine Sorge: Jeder gönnt doch den älteren Herren das junge Blut. Doch wie hieß es im November 2005 schon in der Konrad-Adenauer-Stiftung? »Um weiterhin eine gesetzliche Altersvorsorge zu gewährleisten, müssen Lebensarbeitszeit und private Vorsorge erhöht werden. Beamte werden mit wenigen Ausnahmen zum ›Auslaufmodell‹.«

Aus diesen dürren Worten wird deutlich, was heute, vier Jahre nach dieser Bemerkung Oswald Metzgers, die bundesdeutsche Regierung und ihre Bürger gleichermaßen zunehmend ventilieren lässt. Das Rentengeld reicht nämlich auch schon lange nicht mehr! Nicht nur der Sozialtopf ist leer, auch die Rente ist mitnichten »sischer«, nicht wahr, Herr Blüm? Zu dumm, dass das jetzt alles auf einmal offensichtlich zu werden scheint. Grandios verzockt! Deutschland leidet nämlich nicht nur unter einer Menge »arbeitsunwilliger« Hartz-IV-Empfänger, sondern auch noch unter einer schweren, demografische Krise! Und das bedeutet, dass immer weniger junge Leute für immer mehr ältere und uralte Leute aufkommen, das heißt im Klartext, bezahlen müssen! Das gilt für den Rententopf wie auch für den Sozialtopf.

Und während Herr Koch und Frau von der Leyen die Hartz-IV-Empfänger jetzt zur staatlich verordneten Arbeitspflicht verdonnern könnten, weil sich das Sozialsystem keine Schmarotzer mehr leisten kann, überlegt man derweil auch, mit welchen Mitteln man den Rententopf wieder flott kriegt, denn junge Leute kann man nicht einfach aus dem Hut zaubern: Man müsse das Rentenalter hinaufsetzen, heißt es deswegen immer wieder. Zunächst waren wir bei 67 Lebensjahren. Manche reden jetzt gar von 70, ganz dreiste Politiker von weit über 70 Jahren. Denn jeder möge doch, so lange es geht, seine eigenen Beitrage einzahlen, andere entlasten und schon gar niemandem zur Last fallen!
Das zu erwartende Lebens-Durchschnittsalter des deutschen Mannes liegt bei etwa 76 Jahren. Das zu erwartende Lebens-Durchschnittsalter der deutschen Frau liegt bei etwa 84 Jahren.

Früher waren Mann und Frau etwa gleich alt, wenn sie heirateten. Wenn einer von beiden älter als der andere war, dann meist der Mann. Im bundesdeutschen Durchschnitt beträgt die Differenz zwischen Ehepartnern etwa drei bis vier Jahre. Von diesen Zahlen ist sicher auch Konrad Adenauer ausgegangen, als er den Generationenvertrag abnickte und damit gleichzeitig die Ehefrau jedes einzahlenden Ehemannes in den Rentengenuss kam, wenn der Gatte vorzeitig verschied. Witwenrente – so heißt diese monatliche Absicherung bis heute.

Und jetzt sind wir wieder bei Herrn und Frau Müntefering, bei den Fischers, den Carstensens, den Kohls und bei der jungen Frau Wehner. Während Deutschlands Politiker die Arbeiter und Angestellten länger arbeiten lassen wollen, damit das bisschen Rentenzeit so kurz wie möglich ausfällt und der Staat sich somit keinen allzu hohen Belastungen ausgesetzt sieht, kann man davon ausgehen, dass Michelle, die junge Frau von Franz Müntefering, bis zu ihrem eigenen Rentenalter noch circa 35 Jahre Zeit haben wird. Sollte Franz Müntefering zu den Durchschnittsmännern gehören, die etwa 76 Jahre alt werden (selbstverständlich gönnt man ihm von Herzen eine längere Lebensdauer), dann könnte Michelle mit etwas Pech in sechs, sieben Jahren Witwe sein. Sollte sie zu jenen deutschen Durchschnittsfrauen gehören, die etwa 84 Jahre alt werden (auch ihr gönnt man selbstverständlich eine höhere Lebenserwartung), dann würde ihr somit für etwa knapp 50 Jahre, Monat für Monat, eine stattliche Witwenrente (im fünf- bis sechsstelligen Bereich) zur Verfügung stehen, die selbstverständlich herzlich wenig mit den herkömmlichen Zuwendungen einer durchschnittlichen bundesdeutschen Witwe zu tun haben wird. Ähnliches betrifft übrigens auch die weiteren, oben aufgeführten Politiker-Ehepaare.

Handelt es sich hierbei um äußerst großzügige Rentengeschenke alter Männer an ihre knackigen Frauen? Oder ist es die Sorge darum, dass diese jungen Frauen schon früh alleine stehen werden ohne den Schutz von Papi? Alles gut möglich. Und sogar verständlich. Die Frage muss heute jedoch ganz anders lauten, denn auf persönliche Gefühle und Befürchtungen von alternden Politikern kann kein Deutscher mehr Rücksicht nehmen, solange Hartz-IV-Empfänger zur Zwangsarbeit verpflichtet werden sollen, um die paar Pieselotten, die sie größtenteils ohnehin selbst einmal in den Sozialtopf eingezahlt haben, zu retten, und solange Rentner in diesem Land immer länger arbeiten sollen, weil das Geld sonst nicht mehr für alle reicht!

Also anders herum: Kann unser Land sich derartige freigiebige Luxusgeschenke an junge Frauen wirklich noch leisten? Fällt das Thema »50 Jahre stattliche Witwenrente« wirklich unter das Kapitel »Gerechtigkeit gegenüber den nachfolgenden Generationen« angesichts der derzeitigen ruppigen Debatten darüber, was und wie viel eigentlich wem zusteht, und wer vor allem von was das Ganze bezahlen soll? Herbert Wehner war übrigens seinerzeit der Einzige, der im Zusammenhang mit der Heirat seiner blutjungen Stieftochter öffentlich ungeniert von »Absicherung« und Witwenrente sprach. Damals, als noch Geld in allen Kassen war.

Quelle: http://info.kopp-verlag.de/news/was-sin ... otzer.html
MfG
Blacky

Erfolg steigt nur zu Kopf, wenn dort der erforderliche Hohlraum vorhanden ist.
(Manfred Hinrich)



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Miko
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Re: Was sind eigentlich Sozialschmarotzer?

Ungelesener Beitrag von Miko » Sa 23. Jan 2010, 13:17

Ein interessanter Beitrag.

Wasser predigen, Wein trinken...(eigentlich wollte ich "saufen" schreiben.)
Gruß
Miko

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