Zurück vom Gutachter

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royan
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Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von royan » Mo 15. Jun 2015, 12:30

Hallo zusammen,

heute nun war ja meine Begutachtung beim SMD der Knappschaft Bahn-See in Bad Homburg. Termin war um halb neun, sicherheitshalber sind wir kurz nach halb sieben losgefahren (ich hatte jemanden dabei, der mich gefahren hat - mich und meinen Rollator und meine Krücke :grinser: ). Die Migräne hat sich pünktlich zu dieser Uhrzeit auch wieder eingestellt, so dass ich gegen acht Uhr dann meine entsprechenden Tabletten genommen habe (deren Wirkung samt bekannter Nebenwirkungen dann auch prompt eingesetzt haben).

Nach Stau und Unfällen auf der A3 und entsprechender Umfahrung sind wir um 08.20 Uhr beim SMD eingetroffen. Die nette Dame hat meine Unterlagen (ein schönes dickes Päckchen) übernommen und die letzten Arztberichte für den GA kopiert, die ich selbst nicht mehr kopieren konnte (unser Drucker ist kaputt). Begutachtet werden sollte ich von einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

Dann langsam zum Wartebereich (08.30 Uhr), einige Minuten später wurde ich ins Labor abgeholt. Dort hin "gerollt" :grinser: und dann zum Größe messen - "bitte stehen Sie gerade", darauf ich: das tue ich doch. Nein, wohl doch nicht, ich war nämlich plötzlich 4 cm kleiner, dafür aber mal locker 3 kg schwerer (BMI-Explosion auf über 31 :confused: ). Dann sollte ich einen PHQ-D-Fragebogen zur Abfrage der Major-Depression (Kurzform) ausfüllen (hurra, Sehstörungen ohne Ende, aber zum Glück war es nur zum Ankreuzen und mit Lesebrille ging es dann), hab ich dann auch gemacht.

Wieder raus, einen Moment warten, dann wurde ich wieder abgeholt, zum EKG (noch besser - ich durfte mich auf den Rücken legen und hatte zu diesem Zeitpunkt mit den starken Nebenwirkungen der Tabletten zu kämpfen - aber das EKG war total in Ordnung. Nur die Dame musste mir helfen, mich wieder aufzurichten :ic_up: ). Nettes "Geplauder" mit der Dame während ich mich von der Liege kämpfte ("das ist ja bestimmt nicht einfach, wenn Sie solche Schmerzen und Migräne haben? Was machen Sie denn da mit Ihrem Haushalt und Beruf?" - ein Schelm, wer böses dabei denkt. Ich habe ihr aber erzählt, welche Schwierigkeiten es da gibt und das mein 16jähriger Sohn mittlerweile ein Koch-Crack ist, weil er sich so oft selbst versorgen muss und das er seine Wäsche selber wäscht und mir auch beim Saubermachen hilft - weil bei mir während eines Migräne-Anfalles eben nix mehr geht :grinser: ).

Und wieder in den Wartebereich.

Weil mir mittlerweile ziemlich heiß geworden ist, habe ich die Toilette aufgesucht, um mich mit einem wenig Wasser zu "erfrischen"; es kam, wie es kommen musste: kaum hatte ich dieses ziemlich kleine Räumchen mit meiner Krücke betreten, rief auch schon der Arzt nach mir (sein Zimmer war aber auch direkt gegenüber der Toilette).

Kurze Begrüßung, dann kurze "vegetative" Anamnese, dann hat er auf einem Zettel drei Bereiche abgeteilt und bedankte sich für meine gute Vorbereitung meiner Unterlagen (ich hab mich für den vorab übersandten Fragebogen bedankt und erzählt, dass mir mein Sohn geholfen hat, die Unterlagen entsprechend des Fragebogens zusammenzustellen). Dann fragte er kurz einige Dinge aus diesem Fragebogen ab (Eltern am Leben oder nicht, Schulabschluss, Ausbildung, geschieden etc.) und schrieb das auf seinen Zettel (an seinen Bemerkungen konnte ich feststellen, dass er sich meine mitgebrachten Unterlagen sogar angesehen hatte).

Dann kam er zu der letzten Tätigkeit und ich beschrieb ihm, was ich in meiner Tätigkeit zu tun habe und welche besonderen Anforderungen es da gibt (und wie schwierig das Arbeiten ist, wenn man fast dauernd Migräne mit Begleiterscheinungen wie Seh- und Konzentrationsstörungen etc. hat). Dann hab ich ihm erzählt, dass ich auch ohne Migräne durch die orthopädischen Probleme zusätzlich Schwierigkeiten beim Arbeiten habe und mich mehr oder weniger mit vielen Pausen durch meinen Arbeitstag quäle (ca. 3 - 4 Stunden, wobei ich effektiv höchsten eine Stunde arbeite - was meinem Chef nicht gefällt und mir auch nicht). Da kamen mir dann wiederum die Tränen.

Dann haben wir kurz über die Reha von 2011 gesprochen (er kannte sogar meine dortigen Ärzte) und über die Zunahme der Migräne und der anderen Erkrankungen, besonders in den letzten Jahren. Auch das brachte mich zum Weinen, weil ich, wenn es mir vor fünfzehn Jahren schon so schlecht gegangen wäre wie jetzt, ich meine Kinder als alleinerziehende berufstätige Mutter nicht mehr hätte versorgen können (und ich jetzt ein so schlechtes Gewissen gegenüber meinem Jüngsten habe, der so ein toller Sohn ist und eine "bessere" Mutter verdient hätte :depri: :ic_down: :traurig: ).

Dann kurze Nachfrage nach der Wohnsituation (wohne mit meinem Sohn zusammen, der viel für mich übernehmen muss bzw. sich viel zu viel selbst versorgen muss - wiederum ein Anlass für Tränen - manchmal bin ich echt nah am Wasser gebaut) und nach meinen orthopädischen "Baustellen" (seit wann ich den Rollator habe und warum etc.).

Dann sagte er ganz plötzlich, dass er die Weiterzahlung der Rente befürwortet und zwar der vollen Rente, weil ich nur noch unter drei Stunden erwerbsfähig wäre ("so können Sie ja nicht arbeiten"). Das würde er auch so in sein Gutachten schreiben, aber er könnte das ja nur empfehlen, was die Knappschaft dann macht, kann er nicht sagen. Auf alle Fälle würde er das Gutachten ca. in 14 Tagen auch zu meinem Hausarzt schicken. Das war schon mal ganz cool, ich hätte nämlich ganz sicher nicht gefragt, was er denkt oder macht. :grinser:

Dann ziemlich nette Verabschiedung und schon war ich wieder auf dem Heimweg. Das Ganze hat mit Labor etc. genau 1 Stunde gedauert.

Jetzt freue ich mich erstmal darüber, dass ich den Termin hinter mich gebracht habe und werde auch heute positiv gestimmt bleiben :ic_up: - auch wenn ich nicht weiß, ob er das wirklich so in sein GA schreibt, wie er gesagt hat und was die Knappschaft dann macht. Meine Tabletten haben auch die Migräne ordentlich in den Hintergrund gedrückt, das ist auch schon mal nicht schlecht.

Liebe Grüße :applaus:
Royan

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Engelchen22
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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von Engelchen22 » Mo 15. Jun 2015, 12:46

Liebe Royan, :umarm:

vielen Dank für Deinen ausführlichen GA-Bericht !!! :ic_up:

Schön, dass Du die Begutachtung nun hinter Dir hast !!!

Es liest sich ja " gut " wie das heute bei Dir gelaufen ist. Der GA scheint ja auch " kompetent " gewesen zu sein !

Hat mein :ic_up: für Dich - evlt ein klein wenig geholfen ! :icon_e_wink:
Dann sagte er ganz plötzlich, dass er die Weiterzahlung der Rente befürwortet und zwar der vollen Rente, weil ich nur noch unter drei Stunden erwerbsfähig wäre ("so können Sie ja nicht arbeiten"). Das würde er auch so in sein Gutachten schreiben, aber er könnte das ja nur empfehlen, was die Knappschaft dann macht, kann er nicht sagen. Auf alle Fälle würde er das Gutachten ca. in 14 Tagen auch zu meinem Hausarzt schicken. Das war schon mal ganz cool, ich hätte nämlich ganz sicher nicht gefragt, was er denkt oder macht. :grinser:
Diese Aussage ist toll :Yeah: für Deine EMR- ich wünsche Dir sehr, dass der GA " Wort hält " und die DRV sich nach der gutachterlichen Empfehlung richtet und Dir somit
die volle EMR weiterhin gewährt !

Lass es Dir gut gehen !

Liebe Grüsse
Engelchen 22
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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von agnes » Mo 15. Jun 2015, 13:10

Hallo royan :koepfchen:

Tapfer hast du das alles nun hinter dich gebracht u d ich wünsche es von Herzen, dass auch die Knappschaft dem Gutachten folgen wird, sofern das Gutachten tatsächlich so verfasst wird, wie er es dir offerierte.

Ich darf dir aber sagen, dass es mir beim Verlängerungsgutachten ähnlich ging, meine damalige Gutachterin (neuro-psychologisch) mir auch ohne Nachfrage meinerseits bereits mitteilte, dass sie mich aus ihrer Sicht nicht mehr zum Arbeiten schicken würde, sie mich als Dauer erwerbsgemindert einschätzt.

Ich hätte mir eher auf die Zunge gebissen, als danach zu fragen, doch da sie es frei von sich aus ganz leise am Ende der Begutachtung zu mir sagte und ich es kaum zu hören vermochte, war ich unsicher und habe dazu dann auch nichts gesagt, es einfach so von ihr gesprochen im Raum stehen lassen.

Höflich bedankte ich mich nur noch zum Schluss bei ihr, für die sehr einfühlsame Art der Begutachtung und der von mir dabei empfundene würdigende Behandlung.

Die DRV hat sich der Gutachterin angeschlossen, die ihr Gutachten tatsächlich so wie zu mir gesagt verfasste und danach die EM-Rente auf unbestimmte Dauer beschieden.

Atme tief durch und vertraue jetzt darauf, dass das Gutachten für dich optimal gelaufen ist und zumindest der Gutachter deine gesundheitlichen Defizite richtig einschätzt und würdigt.

Für den Bescheid drücke ich mal meine Daumen, bin aber nicht pessimistisch dabei gestimmt, ich denke eher:
Alles wird gut! :jaa: :koepfchen: :umarm: Gruß agnes
Der Dumme spricht, ohne vorher zu denken.
Der Kluge denkt, bevor er spricht.
Aber nur der Weise weiß, wann er besser schweigen sollte.
(Günter Leitenbauer)

Ich gebe mit meinen Beiträgen lediglich meine persönlichen Erfahrungen weiter. Sie gelten nicht als Rechtsberatung.

Hier geht es zu meinem alten Thread: viewtopic.php?f=6&t=5468

royan
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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von royan » Mo 15. Jun 2015, 17:12

Vielen Dank für die guten Wünsche,

ein kleines Mittagsschläfchen und eine Dusche haben zusammen mit den ganzen Tabletten fast ein Wunder bewirkt und so bin ich hoch motiviert zum nächsten Orthopädentermin gefahren (bzw. wurde hingebracht). :ic_up:

Da mir neuerdings (jetzt seit knapp zwei Monaten) die drei mittleren Finger der rechten Hand ständig einschlafen (an einem Gelenk des Zeigefingers gibt es einen Erguss) und ich jetzt auch rechtsseitig Schmerzen und Probleme im Schulter-Nacken-Bereich habe, wurde ich - mal wieder - zum Schulter-Hand-Spezialisten geschickt, der prüfen sollte, ob die Taubheit möglicherweise von der Halswirbelsäule kommt. :confused:

So, nachdem der Termin in der letzten Woche wegen der Erkrankung des Orthopäden ausgefallen ist (was mir leider niemand mitgeteilt hat und ich umsonst dort erschienen bin), hatte ich nun heute den Nachholtermin. :grinser:

Kurz gewartet, dann kam ich ins Zimmer rein und wartete wieder. Plötzlich erschien eine Mitarbeiterin und motzte mich erstmal an, was ich denn da wolle, man hätte mir doch alles gesagt, als ich im März da war und sogar einen Befund geschrieben und eine Anfrage des SG beantwortet (im März ging es um die linke Schulter). :confused: :Verwirrt:

Man hätte mir gar keinen Termin geben dürfen, ich solle gleich zum Neurochirurgen gehen (sie wüsste ja, ich könne nichts dafür, aber das wäre so und sie würden ja keine Weiterbehandlung machen). Aha, auf meinen Einwand, es müsse doch erstmal geklärt werden, wo die Beschwerden herkommen, meinte sie, mein HA soll mich zum MRT der HWS schicken. Darauf entgegnete ich, dass mein HA mich zum Orthopäden geschickt hat, damit der das klärt und evtl. ein MRT veranlasst, wenn er das für notwendig hält.

Dann schoss die Dame aus dem Raum, lies mich wieder einen Moment warten und kam dann wieder und erklärte mir, ich bekäme von ihr jetzt eine Überweisung zum MRT und damit soll ich dann zum Neurochirurgen zu weiteren Beurteilung. Das war der heutige Orthopädentermin. Auf meine Nachfrage, wer sie denn eigentlich sei, meinte sie nur, sie sei eine Mitarbeiterin der Praxis. Darauf ich: "Aber einen Namen werden Sie doch sicherlich haben?" Den hat sie mir dann auch genannt. :teufel:

Ein wirklich cooler, interessanter, abwechslungsreicher Tag. :grinser: :lachen: :groehl: :applaus:

Liebe Grüße
Royan

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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von Zwolle » Mo 15. Jun 2015, 18:16

royan hat geschrieben: Plötzlich erschien eine Mitarbeiterin und motzte mich erstmal an, was ich denn da wolle, man hätte mir doch alles gesagt, als ich im März da war und sogar einen Befund geschrieben und eine Anfrage des SG beantwortet (im März ging es um die linke Schulter). :confused: :Verwirrt:
Spätesten hier sollte man mal nachdenken die Praxis zu wechseln. :Wut:
Also mich motzt man nur einmal an und dann :Miko: :winke:
Außer beim DRV Gutachter, dem ist man ja nun leider ausgeliefert.

Mir ist mal ein Neurologe schief gekommen, weil ich mich geweigert habe meine Lebensgewohnheiten umzustellen.
Da gab's dann verbales Sperrfeuer meinerseits und die halbe Praxis war in Aufregung. :grinser:

Danach habe ich sofort den Neurologen gewechselt. Ein wenig Respekt und Freundlichkeit ist ja nun wirklich nicht zu viel verlangt. :jaa:

Gruß,
Zwolle
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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von royan » Mo 15. Jun 2015, 20:06

Ich bin heute so entspannt gewesen, das hat mich jetzt nicht so gestört. Ich kann mit so "energischen" Mitarbeiterinnen ganz gut umgehen und die Ärzte sind eigentlich sehr gut. :grinser: :lachen:

LG
Royan

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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von Vrori » Mo 15. Jun 2015, 20:10

...

so,so, beim Orthopäden entscheiden jetzt schon die Arzthelferinnen, wie die Behandlung durchgeführt wird..also Überweisung zum MRT ohne überhaupt eine Verdachtsdiagnose zu stellen..

da würde ich mal kurz die KV meines Bundeslandes einschalten, mit der frage, seit wann Arzthelferinnen solcherarten Aussagen machen dürfen und solche Feststellungen treffen dürfen..
desweiteren Beschwerde beim Inhaber der Praxis...du läßt dich von niemandem anmotzen..


wird ja immer schlimmer...
LG
Vrori

ich stelle ausdrücklich fest, dass meine Hinweise keine Rechtsberatung sind...
lediglich Tipps, die auf Erfahrung beruhen...

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Re: Zurück vom Gutachter

Ungelesener Beitrag von mutschekuh » Mo 15. Jun 2015, 20:11

hallo royan...

ich freu mich ganz doll für dich und drücke dir weiterhin die daumen, dass das ganze gut für dich ausgeht...du hast es dir einfach verdient... :Bussi:
LG Mutsche

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